Neue Konflikte und alte Probleme
STANDORT-SUCHE IN DEN DEUTSCHEN KUNSTVEREINEN
VON KARLHEINZ SCHMIDT
Wir wissen das: Unsere Kunstvereinsleiter haben Vorlieben. Sie begeistern sich für diese oder jene Richtung, für diesen oder jenen Künstler. Peter Weiermair favorisiert die Fotografie, am liebsten die Aktaufnahme. Zdenek Felix spürt gerne den jüngsten Trends nach, allzeit beraten vom Chef-Ideologen Gerhard Merz. Ob Frankfurt oder München, ob im Westfälischen Kunstverein in Münster oder im Württembergischen Kunstverein in Stuttgart: wer als Ausstellungsmacher überregional im Gespräch ist, bietet zu Hause ein Programm möglichst unverwechselbarer Art. Wer sich allzu offen und mithin unentschieden gibt, muß damit rechnen, verabschiedet zu werden, wie die Affäre um Jürgen Schweinebraden im Kunstverein in Hamburg zeigt. Wenngleich er selbst vermutet, daß hinter dem Vorwurf einer Konzeptionslosigkeit die Kritik an seiner Enthaltsamkeit in Sachen Gesellschaftsspiel steckt, so bleibt doch die Beobachtung, daß das Kunstmarkt-Panorama, querbeet inszeniert, hierzulande wenig geschätzt wird.
Niemand würde in Frankfurt auf die Idee kommen, Weiermair vor die Tür zu setzen. Obwohl er das Steinerne Haus am Römerberg seit zehn Jahren leitet, entwickelt er immer wieder die Kraft, das Publikum anzulocken, wie die “Prospect”-Ausstellungsreihe hervorragend beweist. Dagegen dann andernorts so unsäglich wenige Besucher, daß es kaum lohnt, das Licht anzuschalten. Ein paar hundert Quadratmeter Ausstellungsfläche für die mittelmäßige Malerei eines unbekannten Künstlers – wie soll derlei Rechnung zum Ergebnis führen? Wie soll eine Ausstellung, die schon in einer kleinen Galerie ein wirtschaftliches Risiko wäre, just in einem großen Kunstverein den Besucher-Erfolg bringen? Freilich ist der Einwand berechtigt, daß die Kunstvereine als nichtkommerzielle Spielstätten die einzigartige Chance…