CLAUDIA WAHJUDI
Netzwerke und die Grenze zur Neuen Ökonomie: Botschaft und Mikro
Der Konsens über die freie Marktwirtschaft ist aufgekündigt. Zeitungen verkünden das Ende der Gleichheit: Nicht ob, sondern wie neoliberal, fragen sie, sollen wir werden? – Jeder sich selbst und seinem Aktiendepot der nächste. Das Primat der Wirtschaft hat das Primat der Politik verdrängt. Das hat sich herumgesprochen – das Wort Existenzgründer, das den Unternehmensgründer abgelöst hat, ist nur eins der vielen Zeichen dafür.
Weitgehend unbemerkt hat sich in diesem wirtschaftlichen und sozialen Umbruch auch ein Strukturwandel in der Kulturszene vollzogen, der Ausdruck der gesellschaftlichen Veränderung ist und den Kulturproduzenten eine neue Rolle zuweist. Die Privatwirtschaft hat im letzten Jahrzehnt die Einrichtung von Subsystemen vorangetrieben, Arbeitskräfte aus Firmen in externe Teams verlagert. Dieses Outsourcing soll das betriebswirtschaftliche Risiko minimieren und die Flexibilität der Unternehmen maximieren. Mit dem Arbeitsmarkt hat sich die Gesellschaft gewandelt: Prototyp des Berufstätigen ist nicht mehr der angestellte Arbeitnehmer, der im Firmenverbund wirtschaftliche und soziale Sicherheit findet, sondern zunehmend der Freiberufler, der auf sich allein gestellt seine Arbeitskraft und seine Ideen auf einem heftig umkämpften Markt anbietet.
In solch einer Situation birgt jedoch das Modell des Einzelgängers, der jeden Rückschlag und jedes Risiko mit seinen begrenzten Mitteln abfedern muss, genauso viele Gefahren wie das großer alter Unternehmen mit hierarchischen und damit schwerfälligen Strukturen. Wirkungsvoller erweisen sich flexible Zusammenschlüsse mit flachen Hierarchien. Diese ermöglichen Synergien: die zeitweise Bündelung von Potenzialen und Ressourcen sowie eine effektive Arbeitsteilung, die es erlaubt, auf ökonomische Anforderungen und veränderte Rahmenbedingungen schnell zu reagieren. Auch auf…