60. Venedig Biennale: Gespräche
Neringa Černiauskaitė (Pakui Hardware)
Sabine B. Vogel: Ihr nennt euch Pakui Hardware – worauf bezieht sich der Name?
Neringa Černiauskaitė: Der Name ist 2014 entstanden. Damals haben wir in New York gelebt und unser Projekt Metaphysik der Läufer entwickelt. Darin thematisieren wir Körpererweiterungen und Hyper-Gesundheit, die man in New York beobachten konnte. Wir haben damals einen befreundeten Kurator, Alex Ross, um einen Namen gebeten – und er schlug Pakui Hardware vor. Pakui ist ein Charakter aus Hawai, Begleiter einer Göttin, ein Läufer, der sechsmal am Tag die Insel umrunden kann. Er steht für den mythologischen Teil der Realität. Hardware referiert auf Ressourcen und auch Technologie. Der Name enthält die Reibung zwischen Philosophie und Materialität – und ist fast wie ein Programm für unsere künstlerische Arbeit.
Gilt diese Reibung auch für den Beitrag in Venedig?
Es ist weniger ein mythologischer als kosmologischer Aspekt darin. Denn mit dieser Installation adressieren wir in einer kritischen Art die dominante, westliche Grundhaltung, die auf Trennung basiert. Das begann mit dem kartesischen Schnitt, der den Geist vom Körper trennt. Das führte zu weiteren Trennungen, Menschen von der Natur, Ich vom Anderen. So konnte das Andere oder der Andere leichter abgegrenzt und abstrahiert werden, was auch für die Kolonialgeschichte wichtig ist. Hier in Venedig zeigen wir in unserer Installation auch Werke der Malerin Marija Teresė Rožanskaitė, die unter den Repressionen des UDSSR-Regimes gelitten hat. Damit führen wir eine andere Form von historischer Unterdrückung ein, die aus dem Osten – aus unserer Region –…
