Neo Avantgarde and Culture Industry
Essays on European and American Art from 1955 to 1975
Benjamin Buchloh ist Professor für Kunstgeschichte an der Columbia Universität, wo er zusammen mit Rosalind Krauss und Jonathan Crary unterrichtet. Nachdem er an der Kunsthochschule in Düsseldorf gelehrt hatte, verließ er 1977 Deutschland und ging ins amerikanische Exil. Diese Bewegung von Europa nach Amerika steht im Zentrum seines 600 Seiten starken Buchs, das Aufsätze aus den Jahren 1977 bis 2000 umfasst. Die Beiträge sind als Katalogtexte oder Artikel für Artforum und andere Zeitschriften entstanden und waren bislang nur schwer zugänglich. Buchloh hinterfragt in seinen Arbeiten die besonderen Ausdrucksformen eines jeden Künstlers, und er versucht sie in ihrem historischen, ökonomischen und politischem Kontext zu analysieren. Sein Hauptaugenmerk richtet er dabei auf drei zentralen Fragestellungen:
Zum einen sucht er die nationale Bedingtheit von Kunstproduktion zu beschreiben, wie zum Beispiel in dem erstmals 1980 erschienen Artikel über Joseph Beuys. In einer Art Abrechnung mit der privaten und öffentlichen Mythologie von Beuys führt er dessen Erfolg auf die a-historische Denkweise in der Produktion und der Rezeption der Kunst dieser Zeit zurück. Buchloh kritisiert Beuys völliges Missverstehen von Duchamps konzeptualistischer Präzision und die Mystifizierung in der sich Beuys auf das Readymade bezieht. Zwar gelang Beuys die Verschmelzung der Avantgarde und der Kultur des Spektakels, aber der Dadaismus und der russische Konstruktivismus wurden von ihm ebenso wenig wie von einem Grossteil der europäischen und amerikanischen Kunst der späten fünfziger Jahre reflektiert.
Der zweite Schwerpunkt seiner Aufsätze liegt auf der dialektischen Beziehung zwischen der europäischen Avantgardebewegung…