Peter Herbstreuth
Nedko Solakov
»Mr. Curator, please …«
Künstlerhaus Bethanien, Berlin, 28.4. – 14.5.1995
Was immer er tut, er tut es ironisch und meint es doch tot-ernst. In Nedko Solakovs dramatischen Erzählungen erscheint der Umgang mit Kunst als abenteuerliches Phantasma. Er verkennt nicht die Leidenschaft, zu der die Akteure sich hinreissen lassen. Worum es ihm aber geht, ist die Wertschätzung der Objekte in Abhängigkeit der Diskurse.
Ein kleiner Kreis von großen Sammlern bestellt einen Kurator, um in den Besitz des schönsten Altarbildes zu gelangen. Der Kurator solle, so wünschen es die Sammler, die besten Künstler in einer Ausstellung zusammenführen. Die Heroen Bosch, Brueghel, Dürer, Michelangelo, Leonardo, Rubens und Jan van Eyck bekommen von dem Vorhaben Wind, lauern dem Kurator auf, wollen ihn jeweils für sich gewinnen, intrigieren, drohen, schmeicheln und benehmen sich ganz unheroisch. Doch der tapfere Kurator läßt sich nicht beirren und folgt den Anweisungen seiner Auftraggeber, den Besten der Besten zu ermitteln.
Nedko Solakovs Geschichten haben die Schlichtheit von Märchen und sind im Detail ebenso kompliziert. Mit Vorliebe pointiert er diejenigen Episoden am schärfsten, in denen sich die künstlerisch Unantastbaren wie die moralisch Geringsten benehmen und Halbgötter vulgär werden. Dies mag man im Licht von Erfahrungen mit einem rigiden Kanon im ex-kommunistischen Osten erklären. Zwingend ist diese geo-politische Erklärung nicht. Der Reiz, die innige Verbindung des Erhabenen mit dem Lächerlichen, des Heiligen mit dem Banalen durch eine leichte Verschiebung bloßzustellen, entspringt dem zarten Zynismus eines Plebejers. Und wenn Solakov pornographische Sequenzen von kaum einer Sekunde Länge in den Film über die Ermittlungen…