RAINER UNRUH
Nearby
Andreas Barth, Michael Haller, Matthias Kanter, Wolfgang Opitz, Udo Rathke, Mike Strauch, Miro Zahra
Schloss Güstrow, 6.4. – 21.7.2002
Das Schloss blieb ihnen verschlossen. Zu dominant wäre die Renaissance-Architektur gewesen, zu aufwändig der Umbau der ständigen Sammlung. Stattdessen zeigen die Künstler ihre Werke in einer ehemaligen Wäscherei. Die so genannte Nordgalerie, ein zum Schloss Güstrow gehörender Anbau, erweist sich mit ihren hohen Wänden und großen Fenstern als idealer Ort für die Präsentation zeitgenössischer Malerei. Sieben Künstler hat Kurator Ralf Weingart für die Ausstellung “nearby” ausgewählt. Alle leben – der Titel deutet es an – in Mecklenburg-Vorpommern. Die Hängung der Arbeiten orientiert sich nicht an der Chronologie, sondern an systematischen Kriterien. Im ersten Raum sind Künstler vertreten, die an die Tradition gestisch-informeller Malerei anknüpfen. Der zweite Raum ist reserviert für Werke, die eine Verwandtschaft zu Positionen der Analytischen (Klaus Honnef) beziehungsweise Essentiellen Malerei (Matthias Bleyl) aufweisen.
Den Auftakt macht Udo Rathke (Jahrgang 1955) mit zwei Bildern aus der Dreierserie “Elementare Landschaft” (2001). Die Acrylfarbe ist tief in das Papier eingedrungen. Risse und Knickspuren am Rand zeugen von der Kraft, mit der die den Spachtel führende Hand zu Werke ging. Farbkrusten haben sich auf dem Bildträger abgelagert wie erstarrte Lava. Die Überlagerungen und Schichtungen im Farbauftrag erinnern, wie Weingart betont, gelegentlich an Per Kirkeby, wirken aber roher, gewalttätiger und ursprünglicher. Der Eindruck verstärkt sich noch, wenn man den Blick nach oben schweifen lässt. Die unverputzte Decke korrespondiert in ihrer rauen Textur mit den Bildern. Eigentlich sollte sie längst geweißt sein, doch für…