Sigrid Feeser
nè in cielo, nè in terra
Kunst, Europa: Italien/Rom
Frankfurter Kunstverein, 26.6 – 25.8.1991
Der Ausstellungstitel stammt von den Künstlern selbst. In ironisch abgemilderter Brechung beschreibt er ziemlich exakt die Position, die die fünf jungen Römer einnehmen. Eben: “weder im Himmel, noch auf Erden”. Wenn sie auch keine Gruppe bilden, so überrascht doch die fast ängstliche Vorsicht, mit der hier die Unschärfe zum ethischen Prinzip erhoben wird.
Das ist interessant, ergibt aber keine Summe. Deshalb der Reihe nach. Ein “Liegender” von Oliviero Rainaldi (Jahrgang 1956) grüßt im Entrée. Die kleine und helle, armlos-nackte Männerfigur mit erigiertem Penis wurde hoch oben in horizontaler Schwebelage plaziert. Eine Treppe höher finden wir die gleiche Figur, nun als lineare Wandzeichnung. Kontrastierend dazu einen asketischen Kopf (Gips), der, gleichsam ent-körpert, auf einer Stelle sitzt, auch zwei gezeichnete Köpfe an der Wand. Das extrem obsessive “Bild” vom körperlosen Geist einerseits, von unbefriedigt auf sich selbst zurückverweisender Lust andererseits freilich scheint “mechanisch”, aber unaufhaltsam ins Leere zu laufen.
Wie überhaupt die Frankfurter Installationen mehr mit Leere als mit Fülle zu tun haben. Die von Mauro Folci (1959 geboren) heißt “Pacifico”. Ihre Wirkung ist in der Tat friedlich, wenn nicht sedativ: das weitläufige Ensemble einer Baustelle im Zustand der Ruhe. Dichte Materialien im Wechsel mit transparenten liefern karge ästhetische Reize: Glasplatten (mit Schraubzwingen zusammengehalten), eine Glühbirne, dünne Rohre. Ein cellaähnlicher Kubus (unvollendet), ein bleiummanteltes Ruhebett. Fragmente des Wortes “Pacifico” erscheinen auf den Bodenplatten und den Scheiben. Folcis Arbeit vermittelt (auch) ein schwer durchschaubares Gefühl von Serenität, ja gelassener Trägheit. Gar…