Christiane Fricke
»Natural Reality«
Künstlerische Positionen zwischen Natur und Kultur
Ludwigforum für Internationale Kunst, Aachen, 25.6. – 3.10.1999
Niemand hätte es wohl für möglich gehalten, dass sich vor Ablauf dieses Jahrtausends die Perspektive auf den künstlerischen Umgang mit Natur noch einmal verschieben könnte. Was hätte man schon noch erwarten dürfen nach “Happy end” in der Düsseldorfer Kunsthalle (1996) und “post naturam – nach der Natur” (1997) in den Landesmuseen von Münster und Darmstadt? Schon vor elf Jahren signalisierte die Ausstellung “Zurück zur Natur – aber wie?” (Karlsruhe 1988) eine Ratlosigkeit, die sich nur mühsam in Ironie kleiden ließ.
Ein Kunstgriff bewirkt, dass das Denken buchstäblich seine Richtung wechselt. Verhandelt wird eben nicht eine zur “Disposition” stehende Natur aus der Perspektive des “Danach”. In den Fokus rückt vielmehr der Mensch und seine Kultur als integraler, also handlungsfähiger Bestandteil dessen, was heute Natur darstellt. Damit eröffnet sich plötzlich auch die Zukunft als Feld der Möglichkeiten.
Zunächst aber holt “Natural Reality” die Protagonisten dort ab, wo sie – in ihrer jeweiligen Realität – stehen: die Trauernden und Flüchtenden (Ulrike Arnold), die Sehnsuchtsvollen mit ihren Wünschen und Projektionen (u.a. Ana Mendieta, Chrysanne Stathacos, Madeleine Dietz), auch die Romantiker, die nach blauen Blumen suchen (Nils Udo), Aktivisten und Visionäre (Robert Smithson, Helen und Newton Harrison, Joseph Beuys, Alan Sonfist, Hermann Prigann, Ursula Schulz-Dornburg, Tim Collins und Reiko Goto, Georg Dietzler, Eve Andrée Laramée), Skeptiker und Analytiker (Olaf Nicolai, Mark Dion, Henrik Håkanson, Volker Andresen, Mel Chin, Caroline Dlugos), die Verteidiger des Sublimen (hermann de vries, Qiu Shi-Hua) und schließlich…