Jens Asthoff
Natalie Czech
»I cannot repeat what I hear«
Der Kunstverein, seit 1817, Hamburg, 13.7. – 1.9.2013
„ney mo money“. Die Pointe greift mit Verzögerung. Die Doppelung des englischen Wortes für Geld unter Vertauschung der Silben ist, formal betrachtet, die minimal mögliche Geste in Bezug auf Differenz und Wiederholung. Doch die setzt das Bild in Bewegung: Aus dem Nomen fürs symbolische Tauschmittel entspringt plötzlich ein Satz, ja, sogar ein Appell, gehalten in breitem US-Slang: Need more money, brauche mehr Geld!
Er findet sich in der dreiteiligen Fotoarbeit „A poem by repetition by Aram Saroyan“ (2013), die Natalie Czech im Hamburger Kunstverein zeigte. Dort präsentierte sie erstmals eine Auswahl aus den neuen Werkgruppen „Poems by repetition“ (2013–) und „Voyelles“ (2013). Zentrales Verfahren Czechs ist ein subjektives Hineinlesen, also quasi Entdecken von Gedichten in eigenständigen Texten. Darin markiert sie Buchstaben und Silben, die nacheinander gelesen ein bestimmtes Gedicht ergeben. Diese Vorlage wird dann zur Basis für ein Foto. Solche Kontextüberblendung war die grundlegende Methode bei der Serie „Hidden poems“ (2010–). In den neuen, jeweils mehrteilig angelegten „Poems by repetition“ geht es darüber hinaus um Entfaltung solcher Gedichte innerhalb eines wiederholt fotografierten Motivs. Czech selbst spricht von der Idee, „mit Fotografie zu schreiben“ und poetischen Texten „by repetition“, also qua Wiederholung der Motive, Raum zu geben. Die verwendeten Gedichte – etwa von Yunte Huang, Gertrude Stein oder Robert Creely – experimentieren ihrerseits mit Stilmitteln der Repetition. Dabei handelt es sich, trotz oft sehr kurzer Passagen, stets um vollständige Texte, nie um Ausschnitte oder Modifikationen. „ney…