Mathias Fuchs
Natalie Bookchin: “Make the Game, Change the World”
Natalie Bookchin gehört zu den KünstlerInnen, die sich ebenso zeitig (1997) wie ausdauernd (bis zur Gegenwart und sicher noch länger) mit Webart und Computerspielen auseinandergesetzt haben. Ihre Arbeiten, die sie in Zusammenarbeit mit Künstlern wie Alexei Shulgin und Wissenschafterinnen wie Jackie Stevens in Grenzbereiche der Webart und der Spielkulturen vordringen ließ, waren Pionierleistungen. Bookchin gehört zu denjenigen Künstlerinnen, die das neue und glamouröse Medium des World Wide Web und der Computerspiele nicht aufgrund deren medialen Sex-Appeals aufsuchten, sondern aufgrund der Sprengkraft, die diese Medien für soziale, ökonomische und militärische Interessen hatten und haben – in positivem und erschreckendem Sinne, – und deren Relevanz für den Kampf (und möglicherweise den Dialog) zwischen den Geschlechtern.
“The Intruder” stellt eine Serie von Mini-Games dar, die in ironisch kritischer Form die Anliegen thematisieren, die Bookchin am Herzen liegen. In der Pixelästhetik früher Computerspiele modifiziert sie den Inhalt bekannter Spiele wie “Pong”, um zu surrealen Effekten und gesellschaftskritischen Aussagen zu gelangen. So wechselt in einem Spiel eine untätig auf der Spielfläche stehende Frau die Seite, wenn einer der beiden sich duellierenden Cowboys den anderen erschießt.
In “Metapet” setzt sich Bookchin humorvoll mit Arbeitsstress und genetischer Manipulation auseinander. Als Spieler muss man Angestellte in einer gentechnologischen Fabrik, die halb Mensch und halb Affe sind, Tests durchführen lassen und kann ihr Verhalten verändern, indem man zum Beispiel Fett absaugt oder ihre Muskelmasse aufbaut. Ein monetäres Kalkül rechnet den Erfolg des Spielers als Entrepreneur der Fabrik mit.
1994 schrieb Bookchin ein Manifest…