Nanni Valentini
Der Ort von Peter Schlemihl
Galerie Edition – e, München
Adalbert von Chamisso erzählt in Anlehnung an das Faustmotiv die Geschichte von Peter Schlemihl, der seinen Schatten gegen ein Säckchen Gold eintauscht. Zu spät bemerkt er, daß er damit ein aus der menschlichen Gesellschaft Ausgestoßener ist. Es ist die Einsamkeit der romantisch-bindungslosen Künstlerexistenz, die Chamisso hier anspricht, gegen die er wie Schlemihl zunächst ankämpft, sie dann aber als Lebensbedingung akzeptiert. Eine resignative Melancholie liegt über dem Schluß der Geschichte, ebenso wie hier in der Installation, in der sämtliche Stücke etwas Fragmentarisches oder Zerstörtes haben: krude Formen aus Ton, die an einen Kopf oder Hände erinnern, Fangarme eines Tintenfisches und Tafeln, in denen einige Schriftzeichen eingeritzt sind. Der gebannte Schatten zeichnet sich als Umrißlinie zwischen den Tontafeln ab, die an der Wand befestigt sind (vgl. Abb.). Leider traute Valentini zu wenig der Vorstellungskraft, die den Schlemihl als gedachtes Zentrum miteinbringt. Er schuf als Zentrum die schattenlose Skulptur par excellence, wie er meint: eine Säule aus blauen Gazestreifen, die von der Decke bis zum Boden reichen. Das ist formal schon so wenig überzeugend, daß ich es in der Galerie als Störfaktor empfunden habe und als überflüssig noch dazu.
Hanne Weskott