Essen
Nancy Spero
Museum Folkwang 07.06.– 25.08.2019
von Claudia Posca
Natürlich kennt man diesen Namen. Und natürlich hat diese figurativ-skripturale Kunst einen festen Platz im persönlichen Imaginären Museum. Schließlich gehört die aus Cleveland, Ohio stammende Nancy Spero (1926 – 2009) zu den bedeutendsten US-amerikanischen Künstlerinnen der Nachkriegszeit. Dennoch ist die Ausnahmekünstlerin in Deutschland eine selten gezeigte Position, – trotz zweier Documenta-Teilnahmen in 1987 und 1997. Was mutmaßlich mit der obsessiv politischen Ausrichtung ihrer Kunst zusammenhängt, die einen jeden, der diese Bilder, Zeichnungen, Gouachen, Grafiken und Installationen im Detail studiert (genaues Hinsehen ist ein Muss!) konfrontativ der Wirklichkeit menschlicher, vor allem männlich initiierter Brutalität aussetzt. Speros Kunst klagt an: Unrecht und Ungerechtigkeit, Macht, Gewalt, Folter, Vergewaltigung, Krieg, chauvinistisches Patriarchat. Genau das aber ist nicht jedermanns Sache, obwohl doch Menschenrechtsverletzungen jeden angehen.
Jetzt hat sich das Museum Folkwang Essen der hochaktuellen, rigoros humanen Kunst von Nancy Spero in der Überzeugung zugewandt, dass es in Zeiten einer weltweit erstarkenden, nationalistischen Radikalisierung der Gesellschaft höchste Zeit ist, einer an der conditio humana interessierten Kunst ein Forum zu geben. Mit Nancy Spero fand Kurator Tobias Burg eine enorm bildgewaltige Künstlerin, die im nahezu spielerischen Zugriff auf Bildvorlagen der Antike (ägyptische Göttinnen), aber auch asiatischer (Rollbilder) sowie cineastischer (Sequenzbilder-Friese) Präsentationsformen, – und das mutet paradox an –, ästhetisch verführerische, menschlich erschütternde Statements zu real existierenden Machtverhältnissen unter Einbezug oft auch implementierter Texte von Folteropfern liefert. „Ich las Berichte von Amnesty International und konnte mir ausmalen,– und kann das nach wie vor –, wie schnell man in eine Lage kommen…