Uta M. Reindl
Nancy Rubins
Galerie Philomene Magers, Köln, bis Ende Januar 1996
Die Welt als Konstrukt der Wissenschaften beschäftigt die visuellen Künste zunehmend, wobei der biologischen Evolution ein besonderes Augenmerk gegeben wird. Die raumgreifenden Skulpturen der Amerikanerin Nancy Rubins, dicht miteinander vertaute Schrott-Elemente, mögen auf den ersten Blick zwar wie der gestaltgewordene Vorwurf an die Wegwerfgesellschaft anmuten, sie sind aber auch als Symbole für Akkumulationen biologischer Mikro-Organismen zu verstehen.
Eine der spektakulären Arbeiten der Kalifornierin 1988 war die Riesenskulptur “Another kind of growth” für den Außenraum im Free River State Park in Pittsburgh. Sie bestand aus verschrotteten Wohnwagen. Auch aus Flugzeugteilen hat die an der Kunstakademie am UCA in Los Angeles lehrende Künstlerin in den achtziger Jahren eine weitere jener kolossalen Außenskulpturen gemacht. In Köln zeigte Rubins 1992 bei Miller-Nordenhake – damals noch mit seinen Räumen im Belgischen Viertel – alte Matratzen, die zu einem Cluster zusammengewickelt waren. Die Arbeit übrigens hatte 1992 noch im Kunstverein Lingen die Gemüter der lokalen Bevölkerung und deren Enkel vor den reichlich strapazierten Second-Hand-Matratzen und den als feministische Anmerkung gemeinten Cremekuchenspuren auf den Matratzen erregt. Eben diese Installation gab es später in München (Künstlerwerkstatt Lothringerstraße) und schließlich auf der letzten Aperto zu sehen.
Bei Philomene Magers in der Kölner Südstadt eröffnete Rubins während der ART Cologne ’95 mit einer raumgreifenden Skulptur aus Warmwasserboilern und Radiatoren, die mit Stahltauen an der Decke befestigt, am Boden nur an einer einzigen Stelle verankert waren. Um so mehr überraschte da die Leichtigkeit der unübersehbar schwergewichtigen Skulptur. Die recht klobigen Elemente wanden…