Amsterdam
Nan Goldin
This Will Not End Well
Stedelijk Museum 07.10.2023 – 28.01.2024
von Julia Stellmann
Was bedeutet es, ein Mensch zu sein? Was meint dieses absurde Sein? Wie fühlen sich Liebe, Freude, Schmerz und Trauer an? Nur schwerlich lässt sich das Empfinden in Worte fassen, wenn manchmal alles zugleich spürbar ist und dann plötzlich gar nichts mehr. Erst spät erkennen die meisten Menschen, dass es Tiefen für die Höhen braucht, dass sich die Großartigkeit des Lebens abzeichnet in beiderseitigen Ausschlägen. Wollte man einen außerirdisch anmutenden Intellekt, eine künstliche Intelligenz, im Menschsein schulen, müsste man ihn in Nan Goldins Ausstellung This Will Not End Well schicken. Denn niemand vermag es besser als sie, all die flüchtigen Momente, in die sich gemeinhin die Zeit einschreibt, der Ewigkeit zu überantworten.
Im Untergeschoss des Amsterdamer Stedelijk Museums werden die Besucher*innen gebeten, keine Foto- oder Videoaufnahmen anzufertigen, nichts online in den sozialen Medien zu posten. Denn hinter schweren, schwarzen Vorhängen geht es unmittelbar hinein in die intimste Sphäre der Porträtierten, rücken die Besucher*innen so nah heran wie die Kameralinse von Goldin. Einem Blick durch das Schlüsselloch gleicht die Betrachtung der sechs Slideshows, die innerhalb von eigens gebauten, räumlich voneinander getrennten Architekturen erlebbar werden. Die Slideshows setzen sich zusammen aus Tausenden von Fotografien und Filmsequenzen aus den letzten 50 Schaffensjahren der Künstlerin. Innerhalb einer thematischen Abfolge werden sie untermalt von persönlichen Tonaufnahmen, wechselnden Musikstücken und alltäglicher Klangkulisse. Bekannt als Fotokünstlerin präsentiert sich Goldin nun erstmals institutionell als Filmemacherin. Dabei waren ihre Arbeiten von Beginn an filmisch angelegt, zeigte sie…