Nadine Fecht
Die Zeichnung an der Atelierwand zeigt, wie sich aus der Schere der hauchdünnen, gebündelten Lineatur die zwei großen Kreise bilden; wenn man so will, als das, was die Linien auf die Wand werfen, bzw. projizieren. Das Innere der schweren Kreise leuchtet Magentafarben unter einer Schraffur, ein graphitschimmernder Ring hält das Geflecht zusätzlich in Form wie eine notwendige Fassung. Gerichtet um zu bauen, nicht um ihr spirituelles Wohlbefinden zu feiern, kommen die Linien zusammen. Ihr Material ist nicht allein der Abrieb eines Stiftes, sondern auch das hauchdünne Durchschlagpapier, dessen Format eine Art allgegenwärtiges Modul in der Arbeit von Nadine Fecht bildet. Dieser zarten Haut, die gelegentlich noch nachzuzittern scheint, begegnen die aufmerksamen Betrachter in ihren Zeichnungen immer wieder, als Mittel zum (indirektem) Zeichnen und als Fond einer durchaus empfindsamen Existenz, als Linie oder Fläche. Auf dem Rücken des Kohlepapiers wird diese Arbeit zu großen Teilen, aber keinesfalls ausschließlich ausgetragen. Bei Fecht charakterisiert sich Zeichnung (auch) in sozusagen stillen Materialbegegnungen. Die Arbeit mit den beiden Trichtern, die zur Zeit eine Wand ihres Ateliers beherrscht, stellt nicht nur das Prinzip einer Doppelprojektion dar, sie macht gleichzeitig eine Eigenaussage zum Medium, sie ist in gewisser Weise selbst eine PROJEKTION. Jede Zeichnung, die vom Kopf, vom Pult oder dem Tisch, von der Horizontale in die Vertikale der Wand wandert, ist ein „Hervorwerfen“, aber für Nadine Fecht, die Ihre Ideen zuerst in kleinen Skizzenbüchlein (Passport Notebooks) entwirft, dann (wenn sie tragen) weiterentwickelt bis hin zu raumfüllenden Installationen, die als Ganzes die Betrachter umgeben. Fecht: „Ich…