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Ausstellungen: Hamburg · von Rainer Unruh · S. 318 - 318
Ausstellungen: Hamburg , 2002

RAINER UNRUH
Nackt – Die Ästhetik der Blöße

Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, 1.2. – 28.4.2002

Die Nackten sind unter uns. Sie buhlen auf Zeitschriftentiteln um unsere Aufmerksamkeit, räkeln sich auf Werbeplakaten für Parfüms und vermehren sich digital im Internet, um Surfer auf kostenpflichtige Websites zu locken. Niemand scheint sich daran zu stören. Und niemand würde vermutlich heute mehr, wie 1963 geschehen, ein Bild von Georg Baselitz beschlagnahmen, weil es ein onanierendes Kind zeigt. Trotzdem gibt es nach wie vor Grenzen. Das bekamen auch die Organisatoren der Ausstellung “Nackt – Die Ästhetik der Blöße” zu spüren. Ursprünglich wollten sie mit einem Plakat werben, das eine Montage zeigt: oben ein Busen, unten die Scham einer Marmorstatue. Die Hamburger Verkehrsbetriebe winkten ab: zu provokant für die Fahrgäste.

Tatsächlich hält sich der Schockwert der Ausstellung in Grenzen. Die Gartenplastik einer Femme fatale aus dem Wien der Jahrhundertwende, die den Besucher am Eingang grüßt, wird den Besucher, zumal den männlichen, kaum um den Verstand bringen. Das wäre auch fatal, denn um sich in der Schau zu orientieren, braucht man einen kühlen Kopf. Mehr als 300 Exponate aus 2500 Jahren Kulturgeschichte hat Kurator Nils Jockel zusammengetragen und unter verschiedenen thematischen Gesichtspunkten gruppiert; der Sündenfall und die Utopie des Körpers sind zwei Beispiele für solche Kategorien. Dieses Konzept erleichtert es einerseits, über die Jahrhunderte hinweg Bezüge und Vergleiche herzustellen, etwa zwischen der Darstellung von Frauen als schutzsuchende, passive Wesen in Elfenbeinplastiken des 17. Jahrhunderts und den selbstbewussten, erotisch aggressiven Ladys in Helmut Newtons Aktfotografien. Andererseits verführt diese Art…


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