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Nachrichtenforum · von Jürgen Raap · S. 12 - 41
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MUSEEN

Das NEW YORKER GUGGENHEIM MUSEUM gibt Ernst Ludwig Kirchners Gemälde „Soldatenbad“ (1915) an die Erben des bis 1933 in Düsseldorf und Berlin tätigen Alfred Flechtheim zurück. Kirchner (1880–1938) verarbeitete mit diesem Bild sein eigenes Kriegsschicksal – er hatte durch den soldatischen Drill einen Nervenzusammenbruch erlitten und geriet bei der Behandlung im Sanatorium in eine Medikamentenabhängigkeit. Trotz Kriegsdienst und Krankheit entstanden in jenen Jahren bedeutende Kunstwerke, mit denen Kirchner sich nach Kriegsende im Kunstbetrieb etablieren konnte. Alfred Flechtheim hatte das „Soldatenbad“ 1928 / 29 an das Kunstmuseum Düsseldorf verkauft, 1930 jedoch gegen eine Skulptur vin Ewald Mataré zurückgetauscht. Nach Flechtheims Tod 1937 gelangte das „Soldatenbad“ in den Besitz seiner Nichte, und 1938 dann auf ungeklärtem Weg in die Sammlung des NSDAP-Mitglieds Kurt Feldhäusser. 1945 verkaufte dessen Mutter das Werk an einen New Yorker Unternehmer. 1956 gelangte es ins Museum of Modern Art und im Zuge des Bildertauschs 1988 ins Guggenheim Museum.

Das Sammlerehepaar Irene und Peter Ludwig zählte zu den ersten, die in den 1960er Jahren in Europa US-amerikanische Pop Art zu sammeln begannen. Als die Sammlung Ludwig 1968 von Aachen ins Kölner Wallraf-Richartz-Museum umzog, konnte man Werke von Andy Warhol oder Robert Rauschenberg im Original betrachten, was zu jener Zeit in Deutschland sonst kaum möglich war. Bis heute zählt die Schenkung von 350 Werken der modernen Kunst an die Stadt Köln 1976 zum Grundstück des MUSEUM LUDWIG KÖLN, das nun ein zweijähriges Forschungsprojekt „MAPPING THE COLL-ECTION“ durchführt. Forschungsstipendien der Terra Foundation for American Art mit Sitz in Chicago und Paris ermög lichen eine Erforschung und Neubewertung der Bestände an US-Kunst vor 1968. „Diese Neubewertung knüpft an künstlerische Perspektiven an, die zu den Diskursen rund um Postkolonialismus, Dekolonisierung und Genderrepräsentation der frühen 1990er Jahre beigetragen haben.“ Erste Ergebnisse werden in einem neuen Blog publiziert: blog.museum-ludwig.de

Das MUSEU NACIONAL DA UNIVERSI-DADE FEDERAL DO RIO DE JANEIRO wurde im September 2018 durch einen Großbrand zerstört. Das größte Naturund Ethnologiemuseum Lateinamerikas beherbergte 20 Mill. Exponate, die bei dem Brand ebenfalls zu großem Teil zerstört oder stark beschädigt wurden; nach ersten Schätzungen gingen 90 Prozent der Schätze verloren. Die UNESCO unterstützt die Bergungsarbeiten. Nach Expertenmeinung könnte der Wiederaufbau zehn Jahre lang dauern.

Seit langer Zeit wird erstmals wieder der Außenbereich des DÜSSELDORFER EHRENHOFS bespielt, und zwar bis zum 10. Februar 2019 mit Skulpturen von TONY CRAGG. Es handelt sich dabei um „bis zu 6,50 Meter hohe Skulpturen, in denen sich Illusionismus und statuarische Monumentalität… mischen.“ Eine gleichzeitige Kabinettausstellung im Kunstpalast widmet sich Craggs Arbeiten auf Papier. Mit einer „Überarbeitung des Erscheinungsbildes“ und der Neuausrichtung des Ausstellungsprogramms ist auch eine Namensänderung verbunden – das bisherige Museum Kunstpalast heißt nämlich jetzt nur noch „Kunstpalast“ und will so seinen „Markenauftritt“ verbessern.

Das LONDONER VICTORIA & ALBERT MUSEUM (V&A) hat eine Dependance in der schottischen Hafenstadt Dundee eröffnet. Der Entwurf für den 91,1 Mill. Euro teuren Bau stammt vom japanischen Architekten Kengo Kuma. Das Design-Museum ist das erste dieser Art in Schottland; sein Bestand umfasst 300 ausgewählte Exponate aus dem V&A, aus anderen Museen und Privatsammlungen. Die erste Wechselausstellung „Ocean Liners: Speed and Style“ dokumentiert das Design von Ozeandampfern.

BLINKY PALERMO (1943–1977, bürgerlicher Name Peter Heisterkamp) wäre in diesem Jahr 75 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass hat das KUNSTMUSEUM BONN einen Palermo-Raum eingerichtet. „Vom Ende der 1960er-Jahre bis zum Jahr 1973“ entstanden in Galerien und Ausstellungshäusern Wandmalereien und -zeichnungen, „die als zeitlich begrenzte Interventionen später überstrichen wurden. Deshalb ist die Dokumentation der raumbezogenen Arbeiten… immens wichtig. Anhand der 49 Bildtafeln, die Zeichnungen, Farbmuster und Dokumentarfotos umfassen, lässt sich Palermos Auseinandersetzung mit den vorgegebenen Raumsituationen nachvollziehen.“

Die KUNSTHALLE BIELEFELD feiert in diesen Wochen ihr 50jähriges Jubiläum. Das Gebäude nach Entwürfen des amerikanischen Architekten Philip Johnson wurde im September 1968 eröffnet. Ein Skulpturengarten, den Johnson schon in seiner ursprünglichen Planung 1968 vorgesehen hatte, wurde erst 2008 verwirklicht. Fast 50 Jahre lang wurde auch über den Namen bzw. Beinamen der Kunsthalle gestritten: schon 1968 gab es Proteste gegen den Wunsch des Mäzens Rudolf August Oetker, die Kunsthalle nach seinem Stiefvater Richard Kaselowsky zu benennen, der ab 1933 NSDAP-Mitglied war und zum Freundeskreis Heinrich Himmlers gehörte. Erst 1998 beschloss der damalige rot-grüne Stadtrat die Umbenennung in den ausschließlichen Namen „Kunsthalle Bielefeld“, und noch 2016 / 2017 stritt man sich über eine Erwähnung der NS-Vergangenheit Kaselowskys auf einer Gedenkplatte. In diesem Streit um die Namensgebung hatte Rudolf August Oetker schon 1998 seine Leihgaben aus der Sammlung der Kunsthalle zurück gezogen. Die Jubiläumsausstellung „Bilder einer Sammlung – 50 Jahre Kunsthalle Bielefeld“ läuft vom 29. September 2018 bis zum 27. Januar 2019 und bietet mit einer Auswahl aus dem Bestand von 500 Gemälden und 200 Skulpturen einen Überblick über die Sammlung mit Spitzenwerken des 20. Jahrhunderts.

Die HAMBURGER KUNSTHALLE hat mit einer Schenkung von vier Werken des amerikanischen Künstlers Paul Thek (1933–1988) eine ihrer bedeutendsten Neuerwerbungen der letzten Jahre von einer Unternehmerfamilie erhalten. Das Hauptwerk darunter, A Station of the Cross [Kreuzwegstation] von 1972, ist die einzige vollständig erhaltene Rauminstallation des Malers und Objektkünstlers. Dafür wandelte er das Bügelzimmer im Wohnhaus einer Sammlerin in eine Kapelle um. Der Ausstellungsmacher Harald Szeemann hatte Thek auf der Documenta 1972 als maßgeblichen Vertreter der „Individuellen Mythologie“ vorgestellt.

Die Sanierungsarbeiten an der SCHIRN KUNSTHALLE Frankfurt wurden in diesem Herbst planmäßig abgeschlossen. Zur Wiedereröffnung bietet die Schirn Kunsthalle zwei große Ausstellungen „König der Tiere. Wilhelm Kuhnert und das Bild von Afrika (25. Oktober 2018 bis 27. Januar 2019) und „Wildnis“ in der Kunst von 1900 bis zur Gegenwart (1. November 2018 bis 3. Februar 2019)

Die Rue Hippolyte-Maindron im 14. Arrondissement von Paris: hier hatte Max Ernst zeitweilig sein Atelier, und auch ALBERTO GIACOMETTI (1901–1966), der hier 1926 einen 23 qm großen Raum anmietete, ihn zusammen mit seinem Bruder Diego als Atelier nutzte. Obwohl er es sich 1960 leisten konnte, ein Haus und für seine Frau Annette, sein Modell Caroline und seinen Bruder Diego Wohnungen zu kaufen, behielt er dieses kleine Studio bis zu seinem Tod. Viele Künstler lebten bis in die 1970er Jahre im Montparnasse-Viertel und den angrenzenden Quartiers, die sich dann jedoch städtebaulich stark veränderten – heute erinnert in der Rue Hippolyte-Maindron nicht mehr allzuviel an die einstige Bohème. Nach Giacomettis Tod versuchte seine Witwe das Atelier zu halten, konnte sich jedoch nicht mit dem Hausbesitzer einigen und räumte daraufhin alles ab – sogar den Putz mit Arbeitsspuren von den Wänden und einen Aschenbecher mit Zigarettenstummeln. Die FONDATION GIACOMETTI hat jetzt in ihrem Institut Giacometti in der Rue Victor Schoelcher dieses Atelier originalgetreu rekonstruiert, einschließlich des Aschenbechers, ausgedrückten Farbtuben und einem Mantel des Künstlers auf dem Bett. Eine Besichtigung ist nach Voranmeldung möglich unter www.fondation-giacometti.fr

Seit 2008 unterhält die NEUE GALERIE GRAZ, für den steirischen Künstler Günter Brus ein BRUS-MUSEUM innerhalb des Hauses, das so genannte BRUSEUM. Es repräsentiert einen eigenen Sammlungsund Forschungsschwerpunkt zum Leben und Werk des Künstlers innerhalb der Neuen Galerie Graz. Zum 80. Geburtstag des Künstlers findet dort mit mehr als 200 Zeichnungen bis zum 27. Januar 2019 die Ausstellung „Wie mit dem Skalpell – Die Aktionszeichnungen von Günter Brus“ statt. „Günter Brus hat in den 1960er-Jahren seinen Körper programmatisch in den Mittelpunkt seiner Kunst gestellt. In den Zeichnungen, die seine Aktionen vorbereiteten, begleiteten und erweiterten, zeigt er sich selbst als brutal gefoltertes und verstümmeltes Individuum

Nach umfangreicher Sanierung und Erweiterung wurde das OSTPREUSSISCHE LANDESMUSEUM LÜNEBURG wieder eröffnet. Für die vierjährige Umbau phase steuerte der Bund 5,2 Mill. Euro bei. Direktor Joachim Mähnert hat die Dauerausstellung neugestaltet und um eine Abteilung über die Deutschbalten erweitert. Neben landeskundlichen Materialien über die Region Ostpreußen, die nach 1945 zwischen Polen und der Sowjetunion aufgeteilt wurde, umfasst der Sammlungsbestand auch zahlreiche Kunstwerke, u. a. von Lovis Corinth und Käthe Kollwitz.

KULTURPOLITIK

Von 1961 bis 1989 war der Westteil Berlins vom Osten durch eine Mauer mit Stacheldraht und Wachtürmen rigoros abgetrennt; wer mit einem Passierschein oder mit einem Touristen-Tagesvisum von Westberlin aus z. B. am Bahnhof Friedrichstraße die Grenze passieren wollte, der musste umständliche und oft schikanöse Passkontrollen von den DDR-Grenzwächtern über sich ergehen lassen. Diese Atmosphäre wollte der russische Filmemacher ILYA KHRZHANOVSKY mit seinem Projekt „DAU FREIHEIT“ wiederaufleben lassen: sein Konzept, das er zusammen mit den Berliner Festspielen entwickelte, sah vor, ein Häuserkarree in Berlin-Mitte komplett mit einer 800 m langen Betonmauer abzugrenzen. Besucher sollten dann wie früher „Visa“ kaufen und vor dem Betreten ihre Handys abgeben, um anschließend hinter dieser Mauer eine andere fiktive Welt mit einem diktatorischen System zu erleben. Obwohl Kulturstaatsministerin Monika Grütters sich „auf das Projekt gefreut“ hatte und den „Mut zum Experiment“ lobte, und ebenso der Berliner Kultursenator Klaus Lederer das Vorhaben „als Mahnung an die Gegenwart“ verstanden wissen wollte, sagten das Bezirksamt Mitte und die Berliner Verkehrslenkung das Vorhaben ab. Verkehrssenatorin Regine Günther begründete dies mit einem mangelnden „Sicherheitskonzept“, denn Polizei und Feuerwehr verweigerten die Zustimmung, weil die „vorgelegten Evakuierungsszenarien unzureichend“ seien. Die grüne Stadträtin im Bezirk Mitte Sabine Weißler vermisste zudem eine Baugenehmigung für die Betonteile und sorgte sich, es könne wegen der vielen Baustellen entlang des Boulevards Unter den Linden „kein geeigneter Ort“ zum Eintrittskartenverkauf gefunden werden. Außerdem hätten die Anwohner befragt werden müssen, ob sie mit dem Spektakel einverstanden seien. Andere notwendige Unterlagen seien zu spät eingereicht worden; „aus Zeitgründen“ hätte damit eine Genehmigung nicht mehr rechtzeitig erteilt werden können. Die Berliner Festspiele kündigten an, die fehlenden Unterlagen nachzureichen. Laut Presseberichten wäre mit einer Umsetzung des Projekts realistischerweise aber erst 2019 zu rechnen.

Der Streit um das geplante EINHEITS-DENKMAL IN BERLIN geht weiter und dauert nun schon 20 Jahre an. Weil die 2015 erteilte Baugenehmigung am 9. Oktober 2018 auslief, muss nun ein neues Gutachten erstellt werden. Wie die Berliner Lokalpresse berichtete, habe das Landesdenkmalamt in diesem Gutachten „aus fachlicher Sicht… erhebliche Bedenken“ angemeldet. Als problematisch sehen die Denkmalschützer die Betonpfeiler an, die im sandigen Spreegrund der begehbaren Wipp-Skulptur Standfestigkeit verleihen sollen, und sie befürchten auch Beeinträchtigungen am Sockel des Kai-ser-Wilhelm-Denkmals und dem darunter liegenden Gewölbe als Standort des Einheitsdenkmals Johannes Milla, einer der Entwerfer des Denkmals, und ein Sprecher von Kulturstaatsministerin Monika Grütters wiesen die Bedenken zurück; die statischen Aspekte seien bei der Baugenehmigung von 2015 genau geprüft worden, und es habe sich bis jetzt an der Situation nichts geändert, so dass davon auszugehen sei, dass die Baugenehmigung verlängert werde.

Altbundeskanzler GERHARD SCHRÖDER will der Marktkirche von Hannover ein 13 Meter hohes KIRCHENFENSTER schenken und die Kosten dafür in Höhe von 100.000 Euro durch Vortragshonorare aufbringen. Der Entwurf zu Themen aus der Reformation Martin Luthers stammt von MARKUS LÜPERTZ. Unter Berufung auf das Urheberrecht am Gebäude blockiert jedoch der Erbe des Architekten Dieter Oesterlen, nämlich dessen Stiefsohn Georg Bissen, das Vorhaben. Er beruft sich auf die Idee des Architekten einer „Einfachheit und Geschlossenheit des Raumes“ und sieht diese durch das Lüpertzsche Kirchenfenster unterlaufen. Der Kirchenvorstand will nun prüfen, ob es eine juristische Möglichkeit gibt, das Fenster-Projekt dennoch umzusetzen.

20 Jahre Bundeskulturpolitik – Bilanz und Perspektiven: unter diesem Arbeitstitel führt die KULTURPOLITISCHE GESELL-SCHAFT am 23. November 2018, d. h. am Vorabend ihrer Mitgliederversammlung, eine öffentliche Veranstaltung im Bonner LVR-Rheinisches Landesmuseum durch. Den Einführungsvortrag hält Kulturstaatsministerin Prof. Monika Grütters. Anlass der Veranstaltung ist das 20jährige Jubiläum der Einsetzung eines Ausschusses für Kultur und Medien im Deutschen Bundestag. Gleichzeitig wurde auch im Bundeskanzleramt eine Stelle für ein Staatsministerium für Kultur eingerichtet. Da die Kulturhoheit nach wir vor bei den Ländern liegt, hat man dieses Amt nicht mit dem Rang eines Bundesministers versehen, sondern trägt den föderalen Strukturen Rechnung, indem man zur Leitung lediglich Staatsminister beruft, deren Rang denen eines Staatssekretärs entspricht.

Normalerweise werden Kunstpreise für ein herausragendes Werk und nicht für Fehlleistungen vergeben. Doch letzteres hat die Allianz bedrohter Berliner Atelierhäuser (AbBA) vor- sie rief soeben den KUNST-SCHWÄCHER-PREIS „WEAK AWARD“ ins Leben und prämiert damit kulturpolitische Versäumnisse, die zu einer „Schwächung der Kunst in Berlin“ führen. „Personen, Firmen, Organisationen, aber auch Regeln oder Mechanismen können ab sofort vorschlagen werden. Im Fokus steht vor allem die problematische Ateliersituation“, heißt es in der Begründung. Damit wenigstens ein Drittel der 8.000 bildenden Künstler in der Hauptstadt sich einen bezahlbaren Atelierraum leisten kann, müssten bis 2020 laut einem „Masterplan“ des Berliner Atelierbeauftragten 2.000 neue Ateliers geschaffen werden. Doch die rot-grüne Senatskoalition sichert lediglich bis 2021 eine Bestandssicherung für vorhandene Arbeitsräume aller Kunstsparten zu. Zudem gehen wegen steigender Mieten real jedes Jahr 350 Ateliers verloren, hat man im Kulturausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses ermittelt. Kultursenator Klaus Lederer (Die Linke) muss zugeben, dass weitgehend „Hilflosigkeit“ herrsche „gegenüber den Praktiken des privaten Immobilienmarktes und der Immobilienwirtschaft, die weitgehend Narrenfreiheit genießen“. Mit der Vergabe ihres Negativ-Preises will die AbBA-Allianz „besonders rabiat und perfide vorgehende Organisationen und Strukturen klar“ benennen und somit zum „Thema einer öffentlichen Debatte“ machen.

HOCHSCHULEN

Die PETER UND IRENE LUDWIG STIF-TUNG und die WEISSENSEE KUNST-HOCHSCHULE BERLIN sind eine dreijährige Kooperation eingegangen: ab April 2019 wird dort eine Ludwig-Stiftungsprofessur für Druckgrafik eingerichtet. Die Ausschreibung gilt für jeweils zwei Semester. Die Gastprofessur knüpft an eine historische Verflechtung an: in der Hungerzeit nach dem Zweiten Weltkrieg besetzten Künstler 1946 das Gebäude der Trumpf-Schokoladenfabrik in Berlin-Weißensee mir der Parole: „Wir brauchen nach dem Krieg keine Schokolade, sondern Kunst!“ Die Fabrik war schon 1946 von der Roten Armee besetzt worden, sie wurde dann zwangsenteignet und in einen Volkseigenen Betrieb (VEB) überführt. 1947 zog die neugegründete Kunsthochschule in das Verwaltungsgebäude ein. Peter Ludwig übernahm nach seiner Heirat mit Irene Monheim die Leitung der Firma Trumpf-Schokolade in Aachen. Zu seinen Lebzeiten hatte er die Kunsthochschule mehrfach besucht.

PROF. HARALD KLINGELHÖLLER ist neuer Rektor der STAATLICHEN AKADE-MIE DER BILDENDEN KÜNSTE KARLS-RUHE. Der Bildhauer ist für sechs Jahre gewählt. Er ist damit Nachfolger von Prof. Ernst Caramelle, der mit Ende des Sommersemesters in den Ruhestand wechselte. Für die nächsten drei Jahre wurden vom Senat der Akademie Karlsruhe als Prorektoren Prof. Daniel Roth und Prof. Dr. Carolin Meister bestimmt.

Die K11 ART FOUNDATION (KAF), eine Non profit-Organisation in Hongkong, und die ROYAL ACADEMY OF ARTS (RA) London führen in den nächsten drei Jahren ein ARTIST-IN-RESIDENCE-AUSTAUSCHPROGRAMM durch. Sie stellen pro Jahr Residenzen für einen chinesischen Künstler an der Royal Academy und einen RA Schools Alumnus in China zur Verfügung. Der erste Künstler im Life Room der RA Programm ist Zhang Enli. Der nächste Bewohner, RA Schools Alumnus Paul Schneider, reist im November 2018 nach Shenyang in China, um dort bei KAF zu studieren.

ULRIKE OTTINGER erhielt die Ehrendoktorwürde der Schönen Künste an der CONCORDIA UNIVERSITY IN MONT-REAL. Außerdem darf sie das Montgomery Fellowship des Dartmouth College in Hanover, New Hampshire, für sich beanspruchen. Bis Mitte November 2018 arbeitet sie dort zusammen mit Studierenden an einer der ältesten Universitäten der USA. Ulrike Ottinger lebte in den 1960er Jahren als freie Künstlerin in Paris und besuchte Vorlesungen an der Sorbonne über Kunstgeschichte, Religionswissenschaften und Ethnologie bei Claude Lévi-Strauss, Louis Althusser und Pierre Bourdieu. 1966 entstand ihr erstes Drehbuch mit dem Titel „Die mongolische Doppelschublade“. In Konstanz gründete sie 1969 den „filmclub visuell“ sowie die Galerie und Edition „galeriepress“, in der sie unter anderem Wolf Vostell und David Hockney präsentierte. Mit Tabea Blumenschein realisierte sie 1972–1973 ihren ersten Film „Laokoon und die Söhne“; 1973 drehte sie die Happening-Dokumentation „Berlinfieber – Wolf Vostell“. 2016 entstand mit 12 Stunden Abspieldauer ihr längster Dokumentarfilm „Chamissos Schatten“ über den Naturforscher Adelbert von Chamisso (1781–1838).

Die AKADEMIE DER BILDENDEN KÜNSTE NÜRNBERG ergänzt ihr Angebot um ein neues Studienprogramm und ein neues Forschungszentrum. Das Studienprogramm Entrepreneurship for Artists „strebt die Stärkung wirtschaftlicher Kompetenzen“ im Studium der freien Kunst und des Designs an, denn nach dessen Abschluss werden Maler, Bildhauer und Designer freie Unternehmer. „Das Angebot fokussiert auf die Kernstrategien Professionalisierung, Vernetzung und Beratung. Interdisziplinär angelegt versteht sich das Programm als eine Plattform für Kooperationen und Wissenstransfer, denn insbesondere ein Expertennetzwerk bietet Professionalisierungsangebote in Form von Beratungen, Vorträgen und Workshops zu Themen wie Selbständigkeit, Unternehmensgründung, Projektmanagement, Marketingstrategien oder Digitalität.“ – Das LEONARDO – Zentrum für Kreativität und Innovation „ist eines von 29 geförderten Projekten der Bund-Länder-Initiative „Innovative Hochschule“. Deutschlandweit investieren die Bundesregierung und die Länder mit der Förderinitiative „Innovative Hochschule“ über zehn Jahre insgesamt 550 Millionen Euro in die Umsetzung innovativer Strategien des forschungsbasierten Ideen-, Wissens- und Technologietransfers.“ Solch ein Zentrum betreibt die Nürnberger Kunstakademie nun zusammen mit der Technischen Hochschule Nürnberg in der Innenstadt. Es umfasst einen studentischen Co-Wor-king- Bereich, Arbeitsplätze für das LEO-NARDO-Team, ein Maker Space sowie Musik- und Digitallabore. https://www.adbk- nuernberg.de

Ein knappes halbes Jahr nach ihrer Berufung als neue Direktorin hat ELKE AUS DEM MOORE einige Neuerungen für die STUTTGARTER AKADEMIE SCHLOSS SOLITUDE angekündigt, die Stipendiaten Residenzprogramme anbietet. Zum Winterfest im Dezember können externe Besucher dort die „Open Studios“ besichtigen. Vorher wird im November 2018 der Projektraum Römerstraße im Stuttgarter Süden wieder eröffnet. „Verstärkt werden dort in Zukunft Ausstellungen, Workshops, Konzerte und Lesungen für das Stuttgarter Publikum ausgerichtet.“ Die Ausstellungen der Akademie sollen zudem künftig „stärker thematisch focussiert“ werden. Eine weitere Maßnahme ist „der inhaltliche und strukturelle Weiterausbau der virtuellen Akademie Schloss Solitude, um ihren Wirkungsraum im digitalen Raum zu erweitern, die Inhalte des Solitude-Netzwerkes online zu vermitteln… Dafür wird die Online-Plattform Schlosspost als Magazin, Alumni-Plattform und transdisziplinäres sowie multiperspektivisches Forum für künstlerische Forschung und politische Diskurse weiterentwickelt.

Nicht jeder angehende Kurator weiß, wie hoch eigentlich die Gastspieletats bei Festivals sind und wie man sich durch den Dschungel von Förderanträgen kämpft. HORTENSIA VÖLCKERS, Direktorin der Kulturstiftung des Bundes, will nun Abhilfe in derlei praktischen Dingen von Kunstmanagement schaffen und hat daher im Wintersemester 2018 / 2019 eine Gastprofessur am Institut für Kulturwissenschaften der UNIVERSITÄT LEIPZIG angenommen. Bis März 2019 gibt sie einmal pro Woche ihre Erfahrungen im Bereich Kulturmanagement und -verwaltung an die Studenten weiter.

HASSAN KHAN hat zum aktuellen Wintersemester als Nachfolger von PETER FISCHLI die Professur für Freie Bildende Kunst an der STÄDELSCHULE FRANK-FURT übernommen. Mit einem Video war er auf der Documenta 13 vertreten, dem Frankfurter Publikum ist auch noch seine Musikperformance im Portikus in Erinnerung – Khan arbeitet spartenübergreifend mit Skulptur, Musik, Performance, Film, Installation und Text.

Sieben Studierende der HOCHSCHULE FÜR GESTALTUNG OFFENBACH aus den Bereichen Kunst und Design unternahmen unter dem Arbeitstitel „home“ eine Projekt-Reise nach Charkiw in der Ukraine. Dort gestalteten sie zusammen mit sieben jungen Ukrainern aus dem dortigen Kreativbereich ein leerstehendes Gebäude zu einem gemeinsamen Wohn- bzw. Lebensraum. „Durch die aktive Zusammenarbeit und Schaffung einer gemeinsamen Lebensrealität soll der Austausch zwischen den jungen Kreativen aus den beiden Ländern gefördert werden. Die Projektreise wird umfangreich mit Foto und Film dokumentiert. „home“ ist ein Konzept der beiden Künstler und HfG-Studenten Max Brück und Mathias Weinfurter, das in Kooperation mit der HfG Offenbach und der Organisation Sphere realisiert wird.“

KUNSTFORUM-Autor JÜRGEN RAAP hält vom 16. bis zum 18. November 2018 an der ALANUS HOCHSCHULE FÜR KUNST UND GESELLSCHAFT ein Gastseminar „Wege zum Ruhm“. Die Einführung in die künstlerische Berufskunde umfasst Erläuterungen der Strukturen des Kunstbetriebs, Zusammenarbeit mit Galerien, Pressearbeit, Künstlersozialkasse, Kunstpreise und Wettbewerbe, Aspekte des Urheber- und Steuerrechts etc.

Die KUNSTHOCHSCHULE MAINZ veranstaltet am 13. und 14. November 2018 ein Symposion 50 YEARS OF VIDEO: VOM PORTAPAK ZU INSTAGRAM. Es nimmt den Hybridcharakter von Video zum Ausgangspunkt und stellt ihn einer theoretisch und ästhetisch gefassten Medienspezifik gegenüber, wie sie in der Vergangenheit immer wieder gefordert wurde. Als Bestandsaufnahme und Revision bestehender disparater Theorieansätze umfasst das Themenspektrum unter anderem den Einsatz von Video in der Psychotherapie der 1970er Jahre, das derzeitige Verschwinden von Videotheken, Konsumenten als Produzenten beim Online-Video, die Verbreitung von Gewaltvideos im Netz und den performativen Einsatz von Video im Theater …“

BIENNALEN

Die MANIFESTA 13 findet vom 7. Juni bis zum 1. November 2020 in MARSEILLE statt. Auch hier wird es wieder – ähnlich wie bei der Manifesta 2018 in Palermo – um urbane Strategien gehen. WINY MAAS UND DAS NIEDERLÄNDISCHE ARCHITEKTURBÜRO MVRDV werden „eine interdisziplinäre städtebauliche Untersuchung von Marseille und seiner Metropolregion als Basis für den kuratorischen Rahmen der Manifesta 13“ vornehmen und damit eine Plattform für die künstlerischen Interventionen während der Biennale schaffen. Schon in Palermo 2018 haben die Beteiligten „erfolgreich Architektur und Stadtforschung“ als „visuelle Instrumente“ in den „kuratorischen Prozess“ eingeführt, um „die Stadt zu verstehen“ und „zu entschlüsseln“. Somit wird das Programm der Manifesta 13 „aus einem interdisziplinären Programm von künstlerischen Veranstaltungen in den Bereichen Kunst, Stadtentwicklung, zeitgenössische Kultur, Bildung, Theorie, Forschung und Mediation bestehen.“ Das Rotterdamer Stadt- und Architekturbüro MVRDV wird dabei „eng mit Studenten der Aix-Marseille-Universität und der von Winy Maas 2008 an der TU Delft gegründeten Forschungseinrichtung The Why Factory zusammenarbeiten.“ Bis zur Eröffnung der Manifesta 13 ist von jetzt an ein zweijähriges Forschungprojekt als „Untersuchungswerkzeug für das nächste Crea-tive-Mediators-Team“ angekündigt, aber auch als ein „ein Instrument für die Bürger von Marseille“, um bei der „ Biennale in einem frühen Stadium mitzuspielen“.

Eine der weltweit ältesten Biennalen für zeitgenössische Kunst ist die CARNEGIE INTERNATIONAL PITTSBURGH mit dem Gründungsdatum 1896. Sie findet jetzt zum 57. Mal statt (bis 25. März 2019). Dabei umfasst die aktuelle Künstlerliste 20 US-Amerikaner, 5 Künstler aus Europa, drei als Asien, zwei aus Afrika und je eine Teilnahme aus Südamerika und dem Mittleren Osten. An prominenten Namen tauchen u.a. Tacita Dean, Zoe Leonard oder Rachel Rose auf der Liste auf. Austragungsort ist das Carnegie Museum of Art, das 1895 von dem Industriellen Andrew Carnegie gestiftet wurde und sich in seiner Samm-lungs- und Ausstellungspolitik von Anfang an auf die jeweilige Gegenwartskunst konzentriert hat.

Die KOCHI-MUZIRIS-BIENNALE (12.12. 2018–29.03.2019) wird von der indischen Künstlerin ANITA DUBE kuratiert. Die Hauptausstellung findet in Kochi, Kerala, an mehreren Orten statt, begleitet von Diskussionsrunden, Filmen, Workshops und Musikveranstaltungen. Auf der vorläufigen Künstlerliste tauchen folgende Namen auf: Aernout Mik, Akram Zaatari, Annu Palakunnathu Matthew, Araya Rasdjarmrearnsook, B.V. Suresh, Barthélémy Toguo, EB Itso, Goshka Macuga, Guerrilla Girls, Heri Dono, Ines Doujak + John Barker, Jitish Kallat, Jun Nguyen-Hatsushiba, Madhvi Parekh, Marlene Dumas, Nilima Sheikh, Pangrok Sulap, PR Satheesh, Prabhakar Pachpute, Rana Hamadeh, Rina Banerjee, Santu Mofokeng, Shilpa Gupta, Shirin Neshat, Shubigi Rao, Song Dong, Sue Williamson, Sunil Gupta + Charan Singh, Tania Bruguera, Thomas Hirschhorn, VALIE EXPORT, Vipin Dhanurdharan, Vivian Caccuri, Walid Raad und William Kentridge.

Die BIENNALE FÜR AKTUELLE FOTOGRAFIE ist seit 2017 Nachfolgeorganisation des Fotofestivals Mannheim-Ludwigshafen-Heidelberg. Die nächste Ausgabe dieser Biennale (29. Februar bis 26. April 2020) wird von dem englischen Autoren und KURATOR DAVID CAM-PANY kuratiert. Er kuratierte zuletzt die Ausstellung The Still Point of the Turning World: Between Film and Photography am FOMU Antwerpen. Teilnehmende Institutionen 2020 sind Heidelberger Kunstverein, Kunsthalle Mannheim, Kunstverein Ludwigshafen, Port25 – Raum für Gegenwartskunst (Mannheim), Wilhelm-Hack-Museum (Ludwigshafen), Zephyr – Raum für Fotografie in den Reiss-Engelhorn-Museen (Mannheim).

„Wild Rhizome“ ist das Leitthema der diesjährigen TAIWAN BIENNALE (bis 10.02.2018). Kuratoren sind Gong Jow-Jiun und Chou Yu-Ling; sie haben für die Ausstellung im National Taiwan Museum of Fine Arts 32 Künstler und Gruppen ausgewählt. Diese liefern Beiträge zu den fünf Subthemen „Wilde Berge und Meere“, „Wilde Geschichte und Bild“, „Wilder Körper“, „Wilder Umstand“ und „Wilde Wohnung“.

Mit dem Gründungsdatum 1951 ist die BIENNALE VON SAO PAULO (bis 9. Dezember 2018) die zweitälteste und weltweit zweitgrößte Veranstaltung dieser Art und nach der Biennale von Venedig. Wie in Venedig, so gibt es auch hier eine zentrale Ausstellung und Projekte von Länderkuratoren. In diesem Jahr umfasst die Ausstellung im Biennale-Pavillon zwölf individuelle Projekte und sieben kollektive Beiträge, die von Künstler-Kuratoren durchgeführt werden. Zu den individuellen Projekten gehört u. a. „Aos nossos pais“ (Zu unseren Eltern) von Alejandro Cesarco als Statement einer „Anerkennung der Vergangenheit und ihrer fortdauernden Präsenz in der Gegenwart“. (Siehe dazu die Rezension von Ingo Arend in diesem Band).

58. BIENNALE VENEDIG 2019: WEITERE LÄNDERPAVILLONS GEBEN KÜNSTLER UND KUTATOREN BEKANNT Weather Report: Forecasting Future lautet das Thema des NORDISCHEN PA-VILLONS. Kuratoren der Ausstellung sind Leevi Haapala und Piia Oksanen. Dazu sind das Künstler-Duo Janne Nabb und Maria Teeri aus Finland, Ane Graff aus Norwegen und Ingela Ihrman aus Schweden eingeladen. Sie alle arbeiten mit Installationen, Skulpturen und Assemblagen, Performances, digitalen Medien und Texten. Der Nordische Pavillon besteht seit 1962 und wird von den drei skandinavischen Ländern Finnland, Schweden und Norwegen bespielt.
Benno Tempel ist Kurator für den NIEDERLÄNDISCHEN PAVILLON. Als Künstler wurden Remy Jungerman und Iris Kensmil ausgewählt. Ihr Konzept „The Measurement of Presence“ reflektiert die Geschichte der Biennale und deren Ort in einer Zeit, in der Orte und Gesellschaften in unserer globalisierten Zeit sich stärker miteinander verbinden, was auch neue Identitäten außerhalb von Nationalstaaten
schafft.
Die National Gallery of Kanada hat das Künstlerkollektiv Isuma für den KANANDISCHEN LÄNDERBEITRAG berufen. Isuma wird von Zacharias Kunuk und Norman Cohn geleitet. Das Kollektiv berief nun fünf Kuratoren zur Organisation ihrer Ausstellung. Dabei handelt es sich um Asinnajaq, Catherine Crowston, Barbara Fischer, Candice Hopkins und Josée Drouin -Briisebois. In der Sprache der Inuk bedeutet „Isuma“ soviel wie „denken“ bzw. beschreibt einen „Zustand der Nachdenklichkeit“. Das Kollektiv gründete sich 1990 als erste Initiative bzw. Firma der Inuk zur Produktion zeitgenössischer Kunst.
Enrico David, Chiara Fumai und Liliana Moro werden den ITALIENISCHEN PAVILLON vertreten. Milovan Farronato kuratiert den Pavillon. Enrico Davids künstlerisches Generalthema ist der menschlich  Körper. Chiara Fumai, die im vergangenen Jahr im Alter von 39 Jahren tot aufgefunden wurde, beschäftigte sich in ihren Arbeiten mit Okkultismus, Spiritualismus und Mythen. Liliana Moro arbeitet mixedmedial mit Ton- und Lichtinstallationen, Malerei, Skulptur und Performance.

MESSEN

Das Areal Böhler in der Hansaallee 121 ist auch in diesem Jahr wieder Schauplatz der ART DÜSSELDORF, die nach der Abwanderung der Art.Fair aus Köln nunmehr zum zweiten Mal in der NRW-Landeshauptstadt ausgerichtet wird (16.– 18.11.2018). Im vergangenen Jahr kamen 43.000 Besucher – damit können sich die Art Düsseldorfer mit der benachbarten Art Cologne auf Augenhöhe messen, denn die lockt mittlerweile auch nicht viel mehr als 52.000 Kunstfreunde an. Im Wunsch, sich langfristig zu etablieren, setzen die Düsseldorfer Messemacher auf den Standortvorteil der einzigartigen Dichte an Museen und Privatsammlungen im nördlichen Rheinland und dem angrenzenden Ruhrgebiet. 80 etablierte und junge Galerien nahmen an der Auftaktveranstaltung 2017 teil; statt auf massenhaften Rummel setzen die Initiatoren auf besucherfreundliche Überschaubarkeit. Diesmal stehen 92 Aussteller auf der Liste; rund die Hälfte von ihnen kommt aus der Region und den angrenzenden BENELUX-Ländern. Das Programm umfasst Kunst von 1945 bis heute. Auch 2019 und 2020 haben die Veranstalter schon Termine für jeweils Mitte November gebucht. An der Art Düsseldorf ist die Schweizer Messegesellschaft MCH beteiligt, die auch die Art Basel ausrichtet.

Blockbuster-Galerien, die schon am Eröffnungsabend ein Exponat für eine sechsstellige Summe verkaufen, haben ihre Standgebühren auf einer Kunstmesse schnell wieder erwirtschaftet. Doch wer mit Grafiken im vierstelligen Bereich und Malerei von jungen Künstlern im unteren Bereich handelt, würde Verluste einfahren und kann sich deswegen eine Teilnahme an der Art Basel oder Art Cologne kaum leisten. Daher will die ART BASEL künftig kleine und mittlere Galerien entlasten: Schon im Sommer gilt in Basel 2019 ein „Gleitpreismodell“. Kostete der Quadratmeter im Gallery-Sektor bisher für alle Standgrößen 830 Schweizer Franken kostete, so soll die Miete für einen 25 Quadratmeter großen Stand, wie ih kleinere Galerien bevorzufgen nur noch 760 Franken betragen. Etablierte Galerien, die eine Koje von 124 Quadratmeterm buchen, zahlen hingegen 905 Schweizer Franken. Ein ähnliches System will die Art Basel auch bei ihren Dependencen in Miami (ab 2019) und Hongkong (ab 2020) einführen.

CHRISTINA STEINBRECHER-PFANDT, von 2012 bis 2014 künstlerische Leiterin der VIENNAFAIR und von VIENNA-CONTEMPORARY, gab die Organisation der Messe auf, da sie mit ihrer Familie nach San Francisco zieht. Sie bleibt aber weiterhin Mitglied des viennacontemporary-Teams und wird sich auf die internationale Förderung der Kunstmesse und das zeitgenössische Wien konzentrieren.

Flaggschiff der Messewoche in Miami, die alljährlich im milden Dezember-Klima von Florida abgehalten wird, ist die ART BASEL MIAMI BEACH (06.–09.12.2018), deren jüngster Ausgabe mit 250 Ausstellern. Die CONTEXT ART MIAMI (04.– 09.12.2018) ist die Schwestermesse der Art Miami und konzentriert sich auf Galerien mit semi-etablierter und aufstrebender Kunst. Sie umfasst etwa 75 Teilnehmer. Seit 2012 erhoffen sich die Veranstalter damit Synergieeffekte mit der Art Miami (04.–09.12.2018), deren Programm hingegen die gesamte Kunst des 20. und 21. Jh. abdeckt, und die mit etwa 140 Galerien doppelt so groß ist und im vergangenen Jahr allein zur Vernissage 15.000 Besucher anlockte. Die AQUA ART MIAMI findet seit 2005 mit 50 semi-etablierten Galerien statt (05.–09.12.2018). Eine ähnliche Größe mit etwa 75 Ausstellern hat die RED DOT MIAMI (05.–09.12.2018), die aber jedesmmal 20.000 bis 30.000 Besucher registriert. Die PULSE MIAMI (06.–09.12.2018) versteht sich als Forum für Galerien mit progressiver Kunst und weist ein Teilnehmerfeld mit 95 lokalen und internationalen Galerien auf.

JOANNA KAMM, früher Galeristin in Berlin, wird neue Direktorin der Kunstmesse LISTE – ART FAIR BASEL. Ihr Vorgänger Peter Bläuer hat diese Messe 1996 mitbegründet und 23 Jahre geleitet. Die „ Liste“ versteht sich als nicht-kommerzielle „Fördermesse“ und wird rechtlich in eine gemeinnützige Stiftung überführt. Damit darf sie auch in Zukunft „nicht gewinnorientiert ausgerichtet sein“. Nach wie vor ist es ihre Aufgabe, neuen Galerien mit jungen Künstlern einen Messeauftritt zu günstigen finanziellen Konditionen während der Basleer Messewoche zu ermöglichen.

Die LOOP FAIR BARCELONA ist eine Messe für Künstlerfilme und Videos. Messetage sind der 20.–22.11.2018; ein begleitendes Festival startet schon am 12.11.2018. Die Messe wird schon seit 2003 durchgeführt und ist inzwischen als Treffpunkt für Galerien etabliert, die Video- und Medienkunst vertreten. Seit in den 1950er Jahren Nam Jun Paik und Wolf Vostell als Pioniere der Kunst mit bewegten Bildern antraten (abgesehen von den Vorläufern wie den Dadaisten in der Vorkriegszeit), hat es zwar noch eine geraume Weile gedauert, bis sich dafür auch ein privater Sammlermarkt entwickelte, aber die nunmehr 15 Jahre andauernde Existenz der Loop Barcelona belegt, dass heute eben nicht nur einzelne Museumsabteilungen sich um diese Medien kümmern.

GALERIEN

Das BANKSY BILD „GIRL WITH BALOON“, welches sich unmittelbar nach der Versteigerung für umgerechnet 1,18 Mill. Euro durch einen im Rahmen versteckten Schredder selbst zerstörte, hat nun einen neuen Namen: „Love is in the Bin“. Die Käuferin, zunächst schockiert, bleibt allerdings bei ihrem Kauf und gab an, nun ja ein eigenes Stück Kunstgeschichte zu besitzen, wie SOTHEBY’S in einem Statement bekannt machte. Darüber schreibt Sotheby’s, die neuste Arbeit von Banksy, „live auf der Auktion entstanden“, habe Geschichte geschrieben, als das „erste Werk von live-performance, welches bei einer Auktion versteigert wurde“. Niemand weiß, wer der britische Street Art-Künstler Banksy wirklich ist, denn er hält seine Identität strikt geheim. Dennoch wurde er – vielleicht sogar deswegen – zu einem „Markenartikelphänomen“ des Kunstbetriebs, obwohl er die Mechanismen dieses Kunstbetriebs und speziell Ausstellungen in Galerien ablehnt. Manche seiner Street Art-Motive werden inzwischen durch Plexiglasscheiben geschützt, und schon 2002 wurde sein Londoner „Baloon Girl“-Motiv von der Hauswand eines Geschäftslokals abgetragen und für umgerechnet 560.000 Euro versteigert. Mit seiner Schredder-Aktion gelang Banksy ein spektakulärer Coup – und dies vor den Augen des entsetzten Publikums. Auf diese Weise hatte vorher noch nie jemand den Kunsthandel oder das Auktionswesen düpiert. Banksy postete anschließend ein Foto von dem Vorgang auf Instagram und versah es mit dem Kommentar „Going, going, gone“, was bei Auktionen der deutschen Formel „Zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten“ entspricht.

Mit einer LOUISE BOURGEOIS-Ausstellung eröffnet HAUSER UND WIRTH im Dezember 2018 eine Dependance in St. Moritz; es ist dann die neunte Filiale weltweit. Die Adresse befindet sich in der Palace Galerie unmittelbar gegenüber dem Haupteingang von Badrutt’s Palace Hotel – der Galerietrakt ist die höchst gelegene Shoppingmeile Europas. Der 400 qm große Ausstellungsraum von Hauser und Wirth nimmt drei Stockwerke ein. Für den Innenausbau zeichnet der Architekt Luis Laplace verantwortlich. Die Galerie Hauser und Wirth existiert seit 1992. Wesentlich für die Etablierung der Galerie in jenen Jahren war die Zusammenarbeit mit dem Sammler Friedrich Christian Flick. Mit zunehmendem Erfolg bauten die Galeriegründer auch eine eigene Sammlung auf. Jetzt planen die Galeristen, ebenfalls ab Dezember 2018 auch ein eigenes Magazin heraus zu geben. Sein Titel „Ursula“ ist eine Reverenz an die Mitgründerin Ursula Hauser, der Mutter von Manuela Wirth.

„Dieser Mann hat die Wirklichkeit miterfunden, in der wir alle leben“, staunte der Berliner „Tagesspiegel“ über den Gründer des Zeitgeistmagazins „Tempo“ in den 1980er Jahren, späteren Medienunternehmer, auch als „TV-Formaterfinder“ und jetzigen Galeristen MARKUS PEICHL als Leiter der GALERIE CRONE. In Berlin hatte sich die Galerie nach 18 Jahren für eine Weile eine Auszeit genommen und ihre Aktivitäten auf Wien konzentriert, wo sie auch weiterhin eine Dependance am Getreidemarkt unterhält. Jetzt eröffnet Peichl im November 2018 wieder in Berlin neue Räume, und zwar einen klassischen Galerieraum in der Fasanenstraße 29. Außerdem will der Galerieleiter in Berlin zwei bis dreimal pro Jahr einen temporären Ausstellungsraum „Crone Sude“ bespielen.

Die Frankfurter Galerie ANITA BECKERS feiert in diesen Wochen ihr 20 JÄHRI-GES BESTEHEN. Gegründet hatte Anita Beckers ihre Galerie 1990 in Darmstadt; 1998 zog sie nach Frankfurt um und spezialisierte sich fortan auf Videokunst. Das war vor 20 Jahren eine Pioniertat, denn eine Galerie mit dem Schwerpunkt zeitbasierter künstlerischer Medien war im deutschsprachigen Raum selten und fand auch bei den Sammlern seinerzeit noch wenig Beachtung. Für ihr Engagement erhielt Anita Beckers 2005 den Medienkunstpreis des Saarländischen Rundfunks. Für die Jubiläumsschau wählen alle bisherigen Mitarbeiter der Galerie eine Arbeit aus, die sie am Nachhaltigsten beeindruckt hat.

Die Münchener GALERIE KARL PFEF-FERLE feiert ihr 35 JÄHRIGES BESTE-HEN. In diesem Zeitraum hat die Galerie in mehr als 220 Ausstellungen über 100 Künstler ausgestellt und an 50 Messen teilgenommen. In der Ausstellung zum Galeriejubiläum sind Exponate von Peter Bömmels, Bruno Gironcoli, Walter Dahn, Strawalde, Martin Disler, Hans-Peter Adamski, Andreas Schulze u. v. a. zu sehen. „Kern der Ausstellung bilden Künstler, mit denen ich schon von Anfang an zusammenarbeite: Bernd Zimmer, Rainer Fetting und Dokoupil. Die zweite Generation, die ich seit den 90er Jahren in die Galerie aufgenommen habe, vertreten Paul Schwer, Leif Trenkler, Peter Schuyff und Ekrem Yalcindag“, erläutert Karl Pfefferle. Tony Sherman und David Lynch gehören ebenfalls zu seinem Programm. Die jüngsten Zugänge in der Galerie sind Carsten Fock, Duncan Swann und Mitríková & Demjanovič. Zur Münchener Open Art stellt Pfefferle erstmals die junge Künstlerin Hell Gette aus.

PERSONALIEN

MORITZ WESSELER trat am 1. November 2018 seine neue Stelle als Direktor des KASSELER MUSEUM FRIDERICIANUM an. Er war zuvor Leiter des Kölnischen Kunstvereins, wo er Ausstellungen u. a. mit Andra Ursuta, Annette Kelm, Darren Bader, Petrit Halilaj, João Maria Gusmão + Pedro Paiva, Ketuta Alexi-Meskhishvili, Stephen G. Rhodes, Uri Aran, Andro Wekua, Christiana Soulou oder Avery Singer durchführte und eine Programmstrategie verfolgte, ein breiteres Publikum für das Angebot des Kunstvereins zu interessieren.

PAUL VIRILIO, Philosoph, Architekt und Stadtplaner, starb im Alter von 86 Jahren. Der Kulturkritiker gilt als einer der Vordenker der Postmoderne und begründete 1977 mit seiner Schrift „Geschwindigkeit und Politik“ die Dromologie als eine Lehre, die das Verhältnis von Gesellschaften zur Geschwindigkeit im Transportwesen, in der Kommunikation, beim Militär etc. untersucht. Bis zu seiner Emeritierung 1997 lehrte Virilio an der École Spéciale d’Architecture (ESA) in Paris, Frankreichs ältester Architekturhochschule.

MEL RAMOS starb im Alter von 83 Jahren. Zusammen mit Andy Warhol, Roy Liechtenstein oder James Rosenquist gehört er zu den Mitbegründern der Pop Art; auch Ramos war wie Warhol zunächst Werbegrafiker, und er ließ sich im künstlerischen Frühwerk ebenfalls von Comic strips und Werbemotiven inspirieren. Über weibliche Superfiguren in Comics gelangte er schließlich zu einer Ikonografie, die zu seinem Markenzeichen wurde: Pin Ups von leicht bekleideten Frauen, ursprünglich in den Spinden von Soldaten angeklemmt (daher der Name), später dann von der Werbung, von Kalenderproduzenten, Sexmagazinen etc. adaptiert. Mit solchen Motiven bekam Mel Ramos zunächst Ärger mit konservativen Kräften – 1967 veranlasste die Kölner Polizei eine Verhüllung seiner Bilder in einer Ausstellung. Später kritisierten auch Feministinnen seine Ikonografie. Ramos selbst sah in den Posen seiner Modelle allerdings eher eine Ironisierung der Warenwelt und der kommerzialisierten Sexualität.der freien Rede“. Mit Blick auf die aktuelle Zeitstimmung in Deutschland meint der heute in Irland und in den USA lebende Künstler: „Sahra Wagenknecht ist sicher die intelligenteste Politikerin Deutschlands und wahrscheinlich Europas.“

GETA BRĂTESCU starb im Alter von 92 Jahren. Die Grafikerin, Zeichnerin, Illustratorin, Fotografin, Textilkünstlerin und Konzeptkünstlerin gilt als wichtigste rumänische Künstlerin der Gegenwart. Ihr Kunststudium konnte sie Ende der 1940er Jahre nicht beenden, weil ihre Familie bei den Kommunisten in Ungnade gefallen war; erst 1971 durfte sie ihre Ausbildung abschließen und erhielt 1970 den Preis der rumänischen Kunstzeitschrift „Arta“. Weitere wichtige Auszeichnungen folgten in den 1990er Jahren. Im Zentrum ihres künstlerischen Schaffens stand u.a. die Beschäftigung mit der Linie im Raum, u.a. auch in körperlichen Bewegungen, umgesetzt in Aktionen, die filmisch und fotografisch dokumentiert wurden, aber auch in Collagen und Grafiken. 2017 nahm Geta Brătescu an der Biennale von Venedig und an Documenta in Kassel und Athen teil; in der Neuen Galerie von Kassel hatte sie einen eigenen Raum.

THOMAS THIEL wird im April 2019 neuer Direktor des Museums für Gegenwartskunst Siegen. Bis dahin leitet er noch den Bielefelder Kunstverein. Thiels Vorgängerin in Siegen, Dr. Eva Schmidt, möchte nach 14 Jahren „sich von Verwaltungsaufgaben entlasten und zukünftig als freie Kuratorin und Kritikerin tätig bleiben.“ In Bielefeld hatte Thiel Einzelausstellungen mit Künstlern kuratiert, von denen manche erstmals in Deutschland größere Beachtung fanden, u. a. mit Cécile B. Evans, Latifa Echakch, Christian Falsnaes, Luke Fowler, Shilpa Gupta, Iman Issa, Gabriel Kuri oder Maria Loboda.

JANA BAUMANN trat soeben am Münchener HAUS DER KUNST eine Kuratorenstelle neu an. Ihre Dissertation schrieb sie über „Museum als Avantgarde. Museen moderner Kunst in Deutschland 1919– 1933“, war am Städelmuseum Frankfurt einige Jahre lang wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung Gegenwartskunst und Assistenzkuratorin. In München arbeitet sie nun an einem Programm mit, das „Werte, Identitäten und Diversität von global agierenden Gesellschaften vermittelt und vertieft.“

BETTINA BUSSE ist jetzt für das Programm an zeitgenössischer und moderner Kunst an der Wiener Anstellungshalle BANK AUSTRIA KUNSTFORUM verantwortlich. Ihre Vorgängerin Heike Eipeldauer wechselte als Sammlungsleiterin ans Leopold Museum. Kasper König hatte Busse 2003 als Vize-Kommissionärin des österreichischen Pavillons auf der 50. Biennale in Venedig berufen, wo Arbeiten von Bruno Gironcoli gezeigt wurden. Die Gironcoli-Spezialistin hat ein Werkverzeichnis über den Bildhauer erstellt und ist seit dem Tod des Künstlers 2010 in die kunsthistorische Betreuung des Nachlasses eingebunden.

NANETTE JACOMIJN SNOEP wird am 1. Januar 2019 neue Direktorin des RAUTEN STRAUCH-JOEST-MUSEUMS KÖLN. Die Anthropologin und Kulturmanagerin ist seit 2015 Leiterin der Staatlichen Ethnographischen Sammlungen Sachsen (SES). Snoeps Kölner Vorgänger Klaus Schneider geht zum Jahres ende in Pension.

PREISE

NATALIA LL – Natalia Lach-Lachowicz – bekam den ROSA-SCHAPIRE-KUNST-PREIS überreicht (20.000 Euro). Die Preisträgerin st eine der bekanntesten Konzeptkünstlerinnen Polens und zählt zu den ersten feministischen Künstlerinnen Europas. Ausgewählt wurde sie von der polnischen Kunstkritikerin und langjährigen Museumsdirektorin Dr. Agnieszka Morawińska. Die Freunde der Hamburger Kunsthalle vergeben den Preis für Gegenwartskunst in Erinnerung an die Kunsthistorikerin und Sammlerin Rosa Schapire (1874–1954), die bereits zu ihrer Zeit als große Vorkämpferin für die zeitgenössische Moderne galt.

ISA GENZKEN erhält den Preis des NASHER SCULPTURE CENTER in Dallas / Texas (100.000 Dollar = ca. 85.000 Euro). Bisherige Preisträger waren Theaster Gates, Pierre Huyghe und Doris Salcedo. Genzken nimmt die die Auszeichnung bei einer Feier im April 2019 entgegen. Die Bildhauerin war 1982, 1992 und 2002 auf der Kasseler Documenta vertreten; bespielte 2007 den deutschen Pavillon auf der Biennale von Venedig und nahm im gleichen Jahr an den Münsteraner Skulptur-Projekten teil. 2017 wurde sie mit dem Kaiserring der Stadt Goslar ausgezeichnet. „Der Spiegel“ apostrophierte sie zu den „bedeutendsten Künstlerinnen der letzten 30 Jahre“.

ROBIN RHODE ist Gewinner des diesjährigen ZURICH ART PRIZE. Die Preissumme von 100.000 Schweizer Franken setzt sich aus einem Budget von 80.000 Franken für die Produktion einer Einzelausstellung im Museum Haus Konstruktiv und einer Preissumme von 20.000 Franken zusammen. „Für Robin Rhode ist das Medium Zeichnung nicht auf einen Bildträger begrenzt, sondern eine Technik, die er nutzt, um im öffentlichen Raum ebenso wie an Museums- und Galeriewänden einen performativen Prozess zu entfachen. Ob choreografiert oder improvisiert, Rhode versteht die Zeichnung als etwas mit Raum und Kontext Verwobenes, das schlussendlich in Form von Fotosequenzen, Videos oder Objekten festgehalten wird.“

PETER WEIBEL wird der LOVIS-CORINTH-PREIS verliehen (10.000 Euro). Über den künftigen Preisträger, der im Sommer 2020 im Kunstforum Ostdeutsche Galerie den Preis erhalten wird, heißt es, er präge „entscheidend die europäische Szene der Medienkunst“. Der Künstler und Theoretiker ist seit 1999 Vorstand des Zentrums für Kunst und Medien Karlsruhe (ZKM) und Direktor des Peter Weibel Forschungsinstitutes für digitale Kulturen an der Universität für angewandte Kunst Wien.

ANDREAS GURSKY, Fotokünstler, wurde der mit 30.000 Euro dotierte Großen KULTURPREIS DER SPARKASSEN-KULTURSTIFTUNG RHEINLAND zugesprochen. „Gurskys oft monumentale Arbeiten behandeln Themen wie Globalisierung, Konsumterror oder Turbokapitalisums. Durch Bildbearbeitung entstehen detailreiche Collagen“, wobei die Jury besonders von der „Perfektion“ angetan war. Der Schüler von Bernd und Hilla Becher war Professor an der Düsseldorfer Kunstakademie und gönnt sich derzeit eine Auszeit von Lehre und Kunstbetrieb.

ARNE SCHMITT wurde der BREMER KUNSTPREIS DER BÖTTCHERSTRA-SSE zuerkannt (30.000 Euro). In der Begründung der Jury heißt es, Schmitts Werk „Der heiße Frieden“ über die chemische Industrie und eine deutsche Stadt behandelte „das Thema multinationale Wirtschaft und Globalisierung am Beispiel eines Unternehmens, das großen Einfluss auf eine urbane Entwicklung und ihre Kultur genommen hat. Es geht um die Archäologie der Ökonomie unserer Gegenwart.“

Das Berliner PENG!-KOLLEKTIV wurde mit dem AACHENER FRIEDENSPREIS bedacht. Ebenso wurde die kolumbianische Menschenrechts- und Entwicklungsorganisation „CONCERN UNIVERSAL COLOMBIA“ ausgezeichnet. Das Berliner Aktivistenkollektiv Peng! e.V. prangert durch die Kunst der Provokation Missstände an. Seit 2015 kooperieren die Künstler mit dem Schauspiel Dortmund und realisieren mit diesem gemeinsam unter dem Logo Die Populistinnen Kampagnen und Aktionen. Peng! War auch auf der Berlin Biennale, der Manifesta Biennale, der Athens Biennale und dem Hamburger Kampnagel-Sommerfestival 2016 präsent. Nach der Preisverleihung gab die Gruppe ihre Auflösung bekannt: „Nachdem wir den Aachener Friedenspreis bekommen und viel Anerkennung und Möglichkeiten im Establishment erlangten, entscheiden wir jetzt, uns aufzulösen.“ Wenn sie „zu viel Macht besitzt“, sei es für die Gruppe besser, sich aufzulösen. Der Aachener Friedenspreis wurde 1987 als Gegenpol zum Karlspreis ins Leben gerufen, als dieser an Henry Kissinger vergeben wurde, was damals umstritten war. Die Friedens-Auszeichnung wird von einem Verein vergeben. Sein Satzungszweck ist „die Würdigung von Personen oder Gruppen, die von „unten her“ dazu beigetragen haben, der Verständigung der Völker und der Menschen untereinander zu dienen sowie Feindbilder ab- und Vertrauen aufzubauen“.

OLAF NICOLAI empfing den WILHELM LOTH-PREIS DER STADT DARMSTADT. „Die Entscheidung für Olaf Nicolai reiht sich ein in die lange Tradition Darmstadts, sich immer wieder neu den aktuellen Fragestellungen der Kunst zuzuwenden und daraus ungewohnte, ja provozierende Blicke auf den Alltag unserer Lebenswelt zu gewinnen“, erklärte Darmstadts OB Jochen Partsch als Jurymitglied zu der Preisvergabe. Mit der Auszeichnung verbunden ist eine Einzelausstellung von Olaf Nicolai am Institut Mathildenhöhe Darmstadt Ende 2019.

Zum „Tag der deutschen Einheit“ 2018 hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wieder 29-mal das BUNDESVERDIENST-KREUZ verliehen, diesmal auch an viele Künstler und Kulturschaffende. Unter den Ausgezeichneten befinden sich u.a. der Maler NEO RAUCH, der Fotokünstler WOLFGANG TILLMANS, der Fotograf JIM RAKETE, die Musikproduzentin und Komponistin ANNETTE HUMPE, die Fotokünstlerin KATHRIN OLLROGGE, der Komiker OTTO WAALKES, der Galerist RALF BECKER, sowie der Maler und Grafiker GERD WEBER. Das Leitmotiv der diesjährigen Verleihung lautete „Kultur verbindet!“. Sie würdigt Persönlichkeiten, die sich „durch außerordentliche künstlerische Leistungen, durch herausragende ehrenamtliche Arbeit oder ihr kulturpolitisches Engagement um die Bundesrepublik verdient gemacht“ haben.

TING-JUNG CHEN, Bildhauerin, und HUI YE, Medien- und Soundkünstlerin, nehmen am 4. Dezember 2018 den Preis der KUNSTHALLE WIEN entgegen (je 3.000 Euro). Beide Künstlerinnen leben in Wien und legten 2018 die Diplomprüfung ab. Die Auszeichnung wird gemeinsam von der Universität für angewandte Kunst Wien, der Akademie der bildenden Künste Wien und der Kunsthalle Wien an Absolventen der beiden Hochschulen vergeben.

DELIA JÜRGENS nimmt am 16. November 2018 im Sprengel Museum Hannover den SPRENGEL-PREIS FÜR BILDEN-DE KUNST entgegen. Die Preisträgerin studierte von 2008 bis 2014 Szenografie an der Hochschule Hannover und Freie Kunst an der Hochschule für Bildende Kunst in Braunschweig bei der Professorin für Malerei Frances Scholz.

AUSSCHEIBUNGEN

Am 20. November 2018 endet die Antragsfrist bei der Bezirksregierung Köln für eine NRW-LANDESKULTURFÖRDERUNG IM BEREICH MEDIENKUNST. Alle Anträge dieser Art sind immer bei der Bezirksregierung zu stellen, wo der Antragsteller seinen Wohnsitz hat (z. B. Regierungsbezirk Köln, Düsseldorf, Münster, Arnsberg oder Detmold). Erforderlich ist der Nachweis eines Eigenanteils www.bezreg-koeln. nrw.de / brk_internet / index.html

Die KUNSTSTIFTUNG NRW fördert Projekte aus den Bereichen Musik, Theater, Tanz, Literatur und visuelle Kunst in Nord-rhein-Westfalen sowie spartenübergreifende Projekte von hoher künstlerischer Qualität. Datenbank- und Digitalisierungsprojekte werden nicht gefördert. Bildende Künstler bis 40 Jahren können sich nur unter „Individueller Förderung“, nicht für Projektförderung bewerben. Deadline ist der 30. November 2018. www.kunststiftung-nrw.de / de

Das IFA (INSTITUT FÜR AUSLANDS-BEZIEHUNGEN) „fördert im Ausland stattfindende Ausstellungen zeitgenössischer deutscher oder in Deutschland lebender Künstlerinnen und Künstler, die seit mindestens 5 Jahren in Deutschland leben. Fördermittel können für Transportund Reisekosten sowie die Miete für technisches Equipment beantragt werden.“ Nächster Bewerbungsschluss ist der 31. Januar 2019 für Projekte ab Juni 2019. www.ifa.de

Das OTMAR ALT-STIPENDIUM hat eine Altersbegrenzung von 39 Jahren und ist mit freier Unterkunft bei der Otmar Alt-Stiftung in Hamm sowie einer Moantspauschale von 800 Euro dotiert. Voraussetzung ist ein Hochschulabschluss oder ein angefangenes Kunststudium. Disziplinen: Malerei, Zecihnung, Druckgrafik, Skulptur, Plastik, Objektkunst, Installation. Deadline. 30. November 2018. Infos und Bewerbungsunterlagen bei: www.otmar-alt.de

Die STIFTUNG HISTORISCHE MUSEEN HAMBURG und die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen vergeben ab 2019 den „Georg Koppmann Preis für Hamburger Stadtfotografie“. Das Arbeitsstipendium beträgt 8.000 Euro für eine künstlerisch-dokumentarische Bilderserie zum Stadtbild Hamburgs und seiner aktuellen Veränderungen“. Benannt ist der Preis nach dem Fotografen Georg Koppmann (1842–1909). Die Ausschreibung richtet sich an professionelle Fotografen und Absolventen von Fotostudiengängen an Hochschulen, Universitäten und Akademien. Einreichungen sind möglich bis zum 30. November 2018 unter www.shmh. de / fotopreis.

Absolventen von Kunsthochschulen bis zum Höchstalter von 35 Jahren können sich um ein JAHRESSTIPENDIUM IM KÜNSTLERHAUS MEINERSEN bewerben. Für die Stipendiendauer vom 01.04.2019–31.03.2020 besteht dort Präsenzpflicht. Das Stipendium ist zum Thema „Zeichnen zur Zeit / Comic“ ausgeschrieben und neben mietfreier Nutzung von Wohn-Atelkierraum mit 800 Euro / mtl. dotiert. www.kuenstlerhaus-meinersen.de

Seit über zehn Jahren werden im DA, KUNSTHAUS KLOSTER GRAVENHORST gemeinschaftsorientierte Kunstprojekte, die von Handlung und Laienbeteiligung leben und die gesellschaftsrelevante Themen mit partizipatorischen Aspekten aufgreifen, gefördert. Der Bewerbungsschluss für das Projektstipendium Kunst-Kommunikation 2020 liegt am 18. Januar 2019. Bis dahin können Künstler*innen und Künstlergruppen ihre Projektvorschläge einreichen. Nach der ersten Jurierung im Frühjahr werden dann bis zu 15 Projektideen mit „ihren“ Künstler*innen zu einer Ideenwerkstatt eingeladen, wo die Ideen diskutiert, verfeinert oder sogar neu entwickelt werden können. Erst nach der Ideenwerkstatt werden die ausgearbeiteten Projektideen eingereicht, die letztendlich zur Endjurierung kommen. https://www.da-kunsthaus. de / projektstipendium / das-stipendium/

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