Dirk Schwarze
nach weimar
Landesmuseum Weimar, 24.6. – 28.8.1996
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Kasseler Kunstverein, 19.6. – 4.8.1996
Weimar und die Moderne. Das ist eine Geschichte, die von pionierhaften Vorstößen erzählt und immer wieder von gewaltigen Rückschlägen gekennzeichnet ist: Harry Graf Kessler mußte 1906 die Klassiker-Stadt verlassen, weil er die Museumssammlung zu progressiv angelegt hatte und weil 14 Aktzeichnungen von Auguste Rodin, die als Geschenk an die Fürstenfamilie gedacht waren, Anstoß erregten. Und Henry van de Velde geriet im Schatten des Ersten Weltkrieges zusehends mit seiner progressiven Kunstgewerbeschule unter Druck. Dann wurde zwar 1919 das legendäre Bauhaus in Weimar gegründet, doch die Konservativen vermochten es auszuhungern, daß es 1925 nach Dessau auswich. Die Nazis setzten das Werk fort und räumten in den Kunstsammlungen auf, und im SED-Staat schließlich war kein Platz für die Moderne. Immerhin soll diese wechselvolle Geschichte in einer Ausstellung thematisiert werden: Für 1999 ist die Schau “Aufstieg und Fall der Moderne – Weimar 1890-1990” geplant.
Der Nachholbedarf ist also groß. Aber die unternommenen Anstrengungen sind auch beachtlich. Schließlich hat die europäische Kulturstadt des Jahres 1999 einen guten Ruf, dem es auch nicht schadet, wenn manches erst nur Wunsch und nicht Wirklichkeit ist. Zu einer langfristig soliden Basis könnte die Fakultät Gestaltung werden, die an der Hochschule für Architektur und Bauwesen eingerichtet wurde, die sich heute Bauhaus-Universität nennen kann. Diese Fakultät mit den Fachbereichen Freie Kunst, Visuelle Kommunikation und Design knüpft an die Bauhaus-Tradition an, obwohl sie sich von deren Prinzipien bewußt abgekehrt hat. In der Unbedingtheit stimmen sie überein. Den vom Bauhaus eingeschlagenen…