Helga Meister
Nach dem Sputnik
»Neue Bilder aus der Düsseldorfer Foto-Szene«
KIT Kunst im Tunnel, Düsseldorf, 6.5. – 15.7.2007
KIT ist die neue Dependance der Düsseldorfer Kunsthalle, ein schräger, sich verjüngender, 140 Meter langer „Restraum“ zwischen zwei Tunnelröhren unter der Rheinuferstraße. Er wurde für 3,5 Millionen Euro ausgebaut und mit einer Cafeteria auf der Rheinuferpromenade versehen. KIT ist gewöhnungsbedürftig wegen der Schrägen, der sich verjüngenden Wände sowie einer gekurvten Längsseite. Alles ist aus dem Lot geraten, selbst die Betonfugen. Konsequenterweise nennt sich die Schau mit neuen Bildern aus der Düsseldorfer Fotoszene „Nach dem Sputnik“. Die Autorin zeigt zwölf Vertreter der dritten Generation der Düsseldorfer Fotoschule.
Die 30- bis 35-Jährigen haben bei Thomas Ruff studiert, der von 2000 bis 2006 eine Professur hatte. Ruff begründete den Ruhm der Düsseldorfer Szene. Er benutzte die ersten Großformate, die ersten Diasecs, die ersten Werke ohne eigene Abbilder. Der ehemalige Becher-Schüler „verriet“ als erster die Dokumentarfotografie, indem er den Computer einsetzte und die Wahrheit nachbesserte. Er distanzierte sich in den Sternen-Bildern früh von der eigenen Handschrift. Er thematisiert den Bilderwahnsinn durch Reduktion oder durch Überlagerung von Bilddaten. Er gestaltet neue Räume, Farben, Perspektiven und insgesamt einen kaum noch begreifbaren Bildkosmos (siehe Kunstforum, Band 185).
Es geht in „Nach dem Sputnik“ um eine Wahrnehmung, in der die Kamera nicht mehr das allein selig machende Instrument der Fotokunst ist. Deren Fokus, deren Perspektive werden nicht mehr als selbstverständlich erachtet. In Überlagerungen, Überschneidungen, Verzerrungen, Potenzierungen und Kombinationen erzeugt die junge Garde irritierende Bildteppiche, verwirrende Perspektiven, neuartige Panoramen. Eine Logik des Unlogischen steht…