ULRIKE LEHMANN
Nach dem 11. September – ein anderer Rundgang durch die art cologne im November 2001
Nahezu eineinhalb Monate nach dem Terroranschlag in New York und Washington am 11. September fand die art cologne statt. Auch hier war der Anschlag ein zentrales Thema -vor allem in den Gesprächen und dem geäußerten Gefühl der Betroffenheit, das bei vielen auch Auswirkungen auf die Kunstrezeption und die Verkaufsbilanz hatte. Wer sich frei machen wollte von den Ereignissen, kam dennoch auch auf der art cologne nicht am Ge schehen vorbei.
Eine Videoarbeit von Julius Deutschbauer & Gerhard Spring bei der Galerie Steinek zeigt zwei Männer ähnlichen Typs, die inmitten der Hochhauskulisse der Manhattan Skyline vor strahlend blauem Himmel auf und nieder hüpfen. In dieser digitalen Montage sind die zwei Männer nahezu doppelt so groß wie die Hochhäuser.
Die gleiche Kleidung (schwarzer Anzug mit weißem Hemd) und die gleiche Körperhaltung erwecken zunächst den Eindruck, es seien Zwillinge und es wird klar, dass es sich bei dieser Arbeit um eine Antwort auf den Terroranschlag auf die Twin-Towers des World Trade Centers (WTC) am 11. September handelt.
Was haben zwei lustig in die Luft hüpfende Männer in einer Hochhauskulisse mit der Ernsthaftigkeit des real passierten Anschlags und dessen tiefgreifenden Folgen zu tun? In dieser Arbeit mit dem Titel “Die Stellvertreter” (die auch als Fotoarbeit produziert wurde) stellen die zwei Künstler sich selbst dar. Stellvertretend zu den nicht mehr vorhandenen Türmen wollen sie also dem Betrachter deutlich machen, dass nun diese zwei Hochhäuser fehlen. Oder wollen sie gar versuchen, mit ihren…