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KUNSTFORUM-Serie: 100 Jahre Joseph Beuys · von Reinhard Ermen · S. 303 - 309
KUNSTFORUM-Serie: 100 Jahre Joseph Beuys ,

Nach 1.000 Stunden Batterie auswechseln

Joseph Beuys multipliziert sich
von Reinhard Ermen

Mein ganzes Leben war Werbung, aber man sollte sich einmal dafür interessieren, wofür ich geworben habe. — Joseph Beuys

Die „Capri-Batterie“ ist ins Gerede gekommen, eine Gruppe mit dem launig gesetzten Namen „Frankfurter Hauptschule“ hatte sie im Oktober 2020 zum Opfer auserkoren, um auf die unaufgearbeitete deutsche Kolonialgeschichte hinzuweisen. Im Rahmen einer spaßigen Inszenierung wurde sie nach Tansania entführt und einem Stammesführer der Hehe übergeben. Die Aktion auf dem Rücken von Christoph Schlingensief, dessen Erinnerungsausstellung im Theater Oberhausen damit beschädigt wurde, sollte eine lustige Rache für all’ die Raubkunst sein, die noch in deutschen Museen schlummert. Fake follows Fun Faktor und YouTube war dabei. Die Zeichen standen auf Sturm, der im Wasserglas stattfand und all überall hinreichend kommentiert wurde. Deshalb hier nichts dergleichen, aber ein Dank an die Truppe für diese Aufmerksamkeitsfixierung.

„Capri-Batterie“ = gelb mattierte Glühlampe mit Steckfassung in Zitrone! Mehr nicht. Jahrelang bin ich an diesem Werkchen schmunzelnd vorbeigelaufen, ohne es richtig zu sehen, mit einem Mal leuchtet mir der Gedanke auf, dass mehr darin steckt. Vielleicht lässt sich Joseph Beuys (1921 – 1986) in dieser listigen Gelegenheitsarbeit irgendwie packen. Das gilt möglicherweise für viele seiner Arbeiten, in diesem Fall mag der Reiz besonders groß sein, da es sich um ein Auflagenobjekt handelt. Der Raub durch die Frankfurter Musterschüler, wenn er wirklich stattgefunden hätte, wäre für das deutsche Kulturerbe zu verschmerzen gewesen. Das Stück gibt es offiziell 200 Mal.

Phänomen

Das Werkverzeichnis „Joseph Beuys. Die Multiples“ von Jörg Schellmann ist ein Riese von…

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