Sabine Schütz
Mythos Beethoven
Galerie Marianne Hennemann, Bonn,
7.9.-18.10.1986
Mit den Büchern und Abhandlungen, die bislang über das Verhältnis von bildender Kunst und Musik geschrieben worden sind, könnte man vermutlich Regale füllen. Der Traum, den das 19. Jahrhundert vom »Gesamtkunstwerk« träumte, belegt die enge Verwandtschaft ebenso, wie z. B. Kandinskys Überlegungen zur Synästhesie, und erst vor einem Jahr handelte eine große Ausstellung »Vom Klang der Bilder«. Einer, dessen Musik ganze Generationen von Künstlern zur bildnerischen Umsetzung seiner Musik inspiriert hat – und zugleich der wohl weltweit populärste Komponist schlechthin – ist zweifellos Ludwig van Beethoven. Ihm zu Ehren veranstalteten schon 1902 die Künstler der Wiener Secession eine umfangreiche Ausstellung, deren Hauptwerk – Gustav Klimts Beethovenfries – noch heute von der Verehrung zeugt, die dem »Tongott« Beethoven damals zuteil wurde.
In des Maestros Geburtsstadt Bonn fand kürzlich – anläßlich des dortigen Beethoven-Festes, eine Ausstellung statt, die den etwas pathetischen Titel »Mythos Beethoven« trug. Beteiligen konnten sich im Prinzip alle Künstler, denen zu diesem Thema etwas einfiel – oder bereits eingefallen war. Das unerwartet große Interesse machte eine Auswahl unvermeidbar, und übrig blieben schließlich ca. 40 Künstlerinnen und Künstler aller Altersstufen und Stilrichtungen. Dementsprechend bunt und vielgestaltig, ernst und witzig, verspielt und getragen war das Beethovenbild, das hier puzzleartig entstand. Nicht alle nahmen die Sache mit dem »Mythos« allzu ernst; manche versuchten auf durchaus ironische Weise, den Geniekult zu brechen, wie z. B. Thomas Bayerle mit seinem bereits 1971 entstandenen »Autoporträt« des Meisters, dessen Gesichtszüge sich aus einer rollenden Blechlawine nur verschwommen abheben – »Roll…