Christian Huther
Mut zur Provokation
Erste Konturen der Kasseler documenta 1997
Auf den ersten Blick wirkt das Logo ziemlich unmöglich, prankt doch über einem kleinen schwarzen “d” ein rotes “x”. Das soll zwar die zehnte documenta in Kassel 1997 symbolisieren, erweckt aber leicht den Eindruck einer Anti-documenta. Immerhin muß Cathérine David, die künstlerische Leiterin der nächsten documenta, den Mut zu diesem Logo haben, dem eine gewisse sachliche Eleganz nicht abzusprechen ist. Doch das Logo war offensichtlich das einzige Thema, das beim nur mäßig besuchten Pressegespräch in Kassel Anfang Oktober Widerspruch erregte – nach den Unruhen der letzten Monate um die verschnupfte Kasseler Kulturdezernentin, um Raumprobleme und zuletzt um die Trennung von Geschäftsführer Roman Soukop (s. KUNSTFORUM, Nr. 130 u. 131, jeweils S. 8) fast eine Wohltat.
Einigkeit beschwor auch der Aufsichtsratsvorsitzende und Kasseler Oberbürgermeister Georg Lewandowski, der noch keinen neuen Geschäftsführer für die Schau mit dem Etat von 20 Mio. Mark präsentieren konnte und auf die Ende Oktober tagende Findungskommission verwies. Warum Soukop gehen mußte, wurde zwar nicht erwähnt, aber offenbar kreuzten sich sein heftiges Werben um Sponsoren mit Davids Vorstellung einer ruhigen, Fragen aufwerfenden Kunstschau. Von Problemen mit Sponsoren nach Soukops abruptem Abgang wollte documenta- Prokurist Frank Petri jedenfalls nichts wissen.
Frau David stellte nun ihr kleines Team vor, das bisher nur aus einer persönlichen Assistentin, einer Pressereferentin (die bewährte Claudia Herstatt) und Mitarbeitern im organisatorischen Bereich besteht. Künstlerische Berater sucht sie noch, will sie aber offenbar eher themenbezogen hinzuziehen. Die konzeptuellen Überlegungen werden damit weiterhin allein von der 41jährigen Französin betrieben. Eine…
