CHRISTIANE FRICKE
Mut zum Risiko
Kann man eine Museumssammlung aus dem Boden stampfen?
Mönchengladbach macht die Probe aufs Exempel
Die frohe Botschaft lehnt an der Wand im Museum Abteiberg in Mönchengladbach: Dort verkündet Joseph Beuys’ “Armenhaustür” von 1981 im Untertitel, ein neuer Anfang sei “in Aussicht”. Das sperrige Werk gehört zum museumseigenen Bestand an Beuys-Werken, die nach dem Abzug der Sammlung Marx übrig blieben und bald zusammen mit dem “Revolutionsklavier” (1969), der Vitrine “Lagerplatz” (1962-66) und dem “Filzanzug” (1970) einen eigenen Raum erhalten sollen. Vor sechs Jahren wurde Loers zum Direktor des Museums bestellt. Seine Spezialaufgabe: der durch den Abzug der Dauerleihgabe Marx ausgebluteten Sammlung wieder den Stellenwert zu verschaffen, der ihr einst nicht zuletzt dank der mutigen Sammlungspolitik seines Vorgängers Johannes Cladders zugewachsen war.
Unerwartete Hilfe erhielt Loers dabei von dem Mönchengladbacher Bauunternehmer Manfred Langen. Der hatte sich bereits als Sponsor der Millenniums-Schau “Wounded Time” empfohlen und entschloss sich im Mai letzten Jahres spontan, eine Sammlung zeitgenössischer internationaler Kunst aufzubauen. Die ersten Ankäufe, insgesamt 12 Arbeiten, sind nun als Dauerleihgabe auf dem Abteiberg zu besichtigen.
Selten dürfte so wenig Zeit zwischen dem Aufbau einer Privatsammlung und ihrer Beförderung in den musealen Stand liegen. Ein Schnellschuss? Möglich macht es eine fast schon intime Kooperation zwischen Sammler und Museumsleiter, die sich auf einen kurzen Nenner bringen lässt: Loers berät, der Sammler kauft – beherzt, mitunter zweifelnd – und gibt weiter. Eine offensive Strategie für den in permanenter Finanznot operierenden Museumsdirektor auf der einen, auf der anderen Seite ein mäzenatisches Engagement, das Anerkennung verdient.
So fügt…