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Magazin: Museen & Institutionen · von Walter Grasskamp · S. 89 - 111
Magazin: Museen & Institutionen , 1983

Musik als Möbel

Das Deutsche Rundfunkmuseum in Berlin
von Walter Grasskamp

Ein Wohnzimmer im Stil der 20er Jahre, also ein geblümtes Sofa mit zwei Sesseln und einem achteckigen Tisch, ein gediegenes Büffet und handgemalte Tapeten, eine Stechpalme und – auf einer Glasvitrine – ein merkwürdiges, grottenartiges Gebilde aus Marmor. Es sieht aus wie ein Miniaturbrunnen, mit zwei gedrungenen Säulen links und rechts und einem üppig geschwungenen Becken, wirkt wie ein wuchtiger Weihwasserbehälter, vielleicht 30 cm hoch und breit, aber die Funktion dieser Kleinplastik bleibt rätselhaft: sie könnte einer indirekten Beleuchtung als Gehäuse gedient haben oder ein geschmackloser Aschenbecher sein, aber schließlich dämmert dem Betrachter die Lösung des Rätsels, es handelt sich um einen Lautsprecher, einen Radiolautsprecher der 20er Jahre, denn schließlich steht dieses rekonstruierte Wohnzimmer im Deutschen Rundfunkmuseum in Berlin.

Ich übertreibe nicht, bei meinem ersten Besuch in diesem Museum habe ich tatsächlich einige Zeit des Nachdenkens vor diesem Lautsprecher verbracht, bevor ich seiner Funktion gewahr wurde. Schließlich konnte ich ja nicht wissen, daß in den 20er Jahren ein Radio noch aus zwei Teilen bestand, dem schmucklosen Empfängerteil, dessen Röhren oft unverkleidet auf einem Holzfuß standen, und dem Lautsprecherkasten, an dessen Form sich ein erfindungsreicher Gestaltungswille umso gründlicher austobte. Im Rundfunkmuseum findet man Lautsprecherkästen aus dieser Zeit, die kleinen Orgeln gleichen, andere sehen wie niedliche Schrankuhren aus, deren Zifferblatt durch einen holzgeschnitzten Notenschlüssel ersetzt ist, hinter dem die Lautsprechermembran schimmert. Wie Autohupen wirken die ältesten unter diesen Lautsprechern, wie Hörrohre ihre Nachfolger, und kurz bevor die technische Entwicklung die Kombination von Empfängerteil und Lautsprecher…

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von Walter Grasskamp

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