6. Gespräch:
Museum als Ausstellungsort: Kunstpräsentation und -interpretation
LASZLO GLOZER:
Kunstkritiker der Süddeutschen Zeitung, Professor an der Hochschule für Bildende Künste, Hamburg
MILAN KNÍZÀK:
Künstler und Rektor der Kunstakademie, Prag
KATALIN NERAY:
Direktorin der Kunsthalle Budapest
OSWALD OBERHUBER:
Künstler, Professor an der Hochschule für angewandte Kunst, Wien
TILMAN SPENGLER (Moderation):
Publizist, Herausgeber von Kursbuch, Ambach
PETER WEIBEL:
Leiter des Instituts für Neue Medien, Frankfurt/Main
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Spengler: Was Sie hier vor sich sehen, ist so eine Art Aufräumkommando der letzten zweieinhalb Tage. Es ist uns aufgetragen worden, all die Probleme zu lösen, die in den letzten Tagen nicht zur Sprache gekommen sind. Dafür haben wir mit eineinhalb Stunden sicherlich genug Zeit.
Ich darf besonders herzlich zwei Gäste begrüßen, die in ihren Ländern – Ungarn und der CSFR – vor vielleicht ganz anderen Problemen stehen als denen, die wir in den vorausgegangenen Runden erörtert haben. Katalin Neray aus Budapest:
Neray:
Lassen Sie mich mit einer traurigen Anekdote beginnen: Vor acht Jahren, damals war ich noch nicht Direktorin der Kunsthalle in Budapest, fand ich mich dort in einer Diskussion über Ausstellungen, die angeblich “nur das Ego der Kuratoren” befriedigten. Der damalige Direktor lief aufgeregt hin und her, er deutete auf den Artikel eines bedeutenden Literaturkritikers, der ausgeführt hatte, warum in unserem Nationaltheater in erster Linie nationale Dramen aufgeführt werden müßten. Der Direktor wollte dieses Prinzip zu jener Zeit auch auf die Kunsthalle angewandt wissen.
Wir kämpften für die Autonomie der Kuratoren, obwohl wir natürlich Kompromisse machen mußten. In den 60er, 70er und zu Beginn der 80er Jahre ersetzten politische Argumente solche der Kunst. Die wichtigste Frage lautete: Kann eine Ausstellung überhaupt…