KÖLN: MUSEUMS-PERSPEKTIVEN
Als Bundeskanzler Gerhard Schröder mit dem Engagement des Bundes die Krise um den Baukonzern Philipp Holzmann AG fürs erste abwenden konnte, hatte sich aus der Sicht der Kölner Ratspolitiker die rheinische Lebensweisheit “Et hät noch immer jot jejange” wieder einmal bewahrheitet. Denn mit einem äusserst günstigen Angebot (44 Mill. Mark) hatte Holzmann den Auftrag für den Bau des neuen Wallraf-Richartz-Museums erhalten. Die Gesamtkosten mit städtebaulicher Anbindung belaufen sich auf 70 Mill. Mark. Im November 1999 war der Rohbau aber erst zu 70 % fertig gewesen. Bei einer Konzern-Pleite hätte eine wochenlange Bauunterbrechung der Stadt Mehrkosten in zweistelliger Millionenhöhe beschert. Allein die Verputzarbeiten hätten dann wegen Witterungsschäden ein zweites Mal komplett durchgeführt werden müssen. Der Termin für die feierliche Eröffnung muss aber wohl auf jeden Fall um zwei Monate auf Juli 2000 verschoben werden.
Als nächstes Projekt steht der Neubau der Kunsthalle am Josef-Haubrich-Hof mit Räumen für das Rautenstrauch-Joest-Museum und dem Kölnischen Kunstverein auf der Tagesordnung. Der neue OB Harry Blum (CDU) entwickelt aber schon weitere ehrgeizige Pläne: Europas erstes komplett unterirdisches Museum schwebt ihm vor. Es soll sich vom neuen Wallraf-Ri chartz-Museum zum römischen Praetorium im Spanischen Bau des Rathaus-Komplexes erstrecken.
OB Blum und der neue Kulturausschuss-Vorsitzende Franz-Josef Knieps (s. auch “Personalia”) hatten zuvor die Idee eines “Stiftermuseums” in die Öffentlichkeit getragen. Um Abwanderungen weiterer Privatsammlungen zu verhindern, wollen Blum und Knieps die Stifter “besser pflegen” (s. “Kunstforum” Bd. 148, S. 448). Ein “Stiftermuseum” könnte aber nur auf rein privatwirtschaftlicher Basis finanziert und dann von einer privaten Stiftung betrieben werden. Denn…