Museen halten die Kunst lebendig
Sam Keller über die Wandlungsfähigkeit des Museums
von Jolanda Drexler
Sam Keller wird gerne mit Superlativen bedacht – unstrittig ist der im Kunstbetrieb kometenhaft Aufgestiegene einer der besten Kenner des Kunstmarkts. Seit 2008 leitet er die Fondation Beyeler, die sich unter seiner Ägide zu einem der meistbesuchten Museen der Schweiz entwickelt hat. Sam Keller, der 1966 in Basel geboren wurde, ebendort studierte mit Schwerpunkt auf Kunstgeschichte und Philosophie und 2016 den Ehrendoktortitel erhielt, kam 1994 als Kommunikationsleiter zur Art Basel, der er von 2000 bis 2007 als Direktor vorstand. Dabei gelang es ihm, mit der Art Basel Miami Beach nach Amerika zu expandieren. Sein Museumserfolg dürfte auf der Strategie beruhen, umfassende Ausstellungen mit äußerst publikumswirksamen Künstlern der Moderne wie der Gegenwart zu konzipieren, dabei aber immer auch neue Aspekte und Bedeutungsebenen zu eröffnen, die für die Fachwelt ebenfalls relevant sind.
Die zentrale Frage ist doch, wie sich ein Museum im 21. Jahrhundert definiert, wie es aufgestellt sein sollte – inmitten der digitalen Zeitenwende und einer Phase des global boomenden Kunstmarktes, der von ungemein potenten Sammlern beherrscht wird. Welche Rolle spielen in solchen Umbruchzeiten überhaupt noch die klassischen Aufgaben des Museums – Sammeln, Bewahren, Forschen, Ausstellen, Vermitteln – und in welcher Gewichtung? Da die öffentlichen Mittel drastisch geschrumpft sind, suchen Museen Kooperationen mit Sammlern. So erstaunt Niklas Maaks Feststellung in der F.A.Z. vom 06.11.2017, dass 2017 als das Jahr der Museumseröffnungen in die Geschichte eingehen dürfte – nicht nur hinsichtlich der Neubauten, sondern auch der „Umdefinition“ der Museumsaufgaben….