Peter Herbstreuth
Museen auf dem Weg zur Unternehmenskultur
Sponsoren lancieren Ausstellungen
Mittlerweile können größere Ausstellungen ohne private Sponsoren nicht mehr produziert werden. Die Budgets der Museen und Ausstellungshäuser sind auf die Bewahrung des Existenzminimums geschrumpft; oft liegen sie darunter. Trotzdem werden weiterhin Ausstellungen ausgerichtet. Vermittler engagieren sich als Ausstellungsproduzenten und akquirieren Gelder. In Venedig gab es in diesem Sommer keine größere Ausstellung, die nicht privat finanziert worden wäre. Die Tintoretto-Schau in der Accademia verdankte sie dem Sponsor “Grandi Eventi”, einer Tochter von Berlusconis Fininvest. Die Rekonstruktion der Architekturmodelle aus der Renaissance im Palazzo Grassi wurde von der Fiat-Gruppe finanziert. Und der Rückblick auf fünf Jahrhunderte Melancholie des ehemaligen Direktors der Venedig-Biennale Achille Bonito Oliva im Museo Correr wurde gewitzt von der Pharmafirma SmithKlein Beecham, der auch Antidepressiva herstellt, ermöglicht. Der sechste “Szenenwechsel” im Museum für modern Kunst in Frankfurt/Main wäre wegen der existenzgefährdenden Kürzungen seitens der Stadt nicht zustande gekommen, ohne eine beträchtliche Spende eines Geschäftsmannes Frankfurts. Der “Szenenwechsel” wäre auch ohne Schenkungen der beteiligten Künstler und den animierenden Geist des Direktors Jean-Christophe Ammann nicht möglich gewesen. Würde er sich auf die Stadt verlassen, dann stünde das MMK vor der Schließung wie der finanziell gefährdete “Portikus”, den Kasper König durch eine Auktion mit Schenkungen der 70 Künstler, die bislang in dem weißen Kubus ausgestellt hatten, vorläufig retten konnte.
Der DAAD Berlin ist mittlerweile nicht mehr abgeneigt, Ausstellungen auszurichten, die nicht nur qualitativ akzeptabel, sondern auch durch finanzielle Argumente überzeugen. Die Verantwortlichen der Berliner Staatlichen Museen hatten sich für eine Ferrari-Show wegen der formschönen,…