Maribel Königer
Münchner Räume 1991
»Modelle neuer Innenarchitektur«
Münchner Stadtmuseum, 1.3. – 12.5.1991
Der Münchner Raum gilt, wenn er nicht aufgrund des Ferienbeginns bzw. -endes in NRW völlig verstopft ist, als einer der großzügigsten Stadtumräume der Republik. Rechnet man halb Oberbayern zum Münchner Raum dazu (und die Münchner tun dies selbstverständlich), so finden wir hier nach angeblicher Mehrheitsmeinung der Bundesbürger den höchsten Freizeitwert, die meiste Lebensqualität, das beliebteste Urlaubsgebiet, die schönsten Landschaften vor. München und sein Umland fallen eindeutig unter die Kategorie “Räume mit gehobener Ausstattung”. Es mag an dem zu allen Zeiten dominanten Vorbild dieses mit weiß-blauem Gemütlichkeitsgefühl aufgemöbelten Großraumes liegen, daß auch im kleinen viel Nippes entstand, daß – wie es Gottfried Knapp in seinem Katalogbeitrag zur Ausstellung auf den Punkt brachte – “man in der Münchner Innenstadt die Schafe blöken hört und sich ganz tief in die Provinz verbannt, ja vom Puls der Zeit abgeschnitten fühlt”. Als das vielleicht Markanteste und Echteste, was München an Räumen momentan zu bieten habe, fallen ihm die Bierzelte auf dem Oktoberfest (positiv) auf. Schon immer standen in München Dekoration und Verkleidung höher im Kurs als architektonische Klarheit und Funktionalismus im weitesten Sinne. Das hat etwa im Rokoko zu einigen Glanzleistungen geführt, verschlimmbesserte jedoch in der Mehrzahl der Fälle das als verschönerungsbedürftig empfundene bauliche Objekt.
Es ist die Crux dieser Ausstellung, daß sie zwangsläufig wieder nur Ausstattungen und keine architektonischen Räume vorführen kann – wenn auch die Präsentationskojen als neutrale Orte für die Ausstellenden durchaus gelungen sind und keineswegs Messeatmosphäre verbreiten. “Münchner Räume” hätte dennoch besser…