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Magazin: Museen & Institutionen · S. 350 - 352
Magazin: Museen & Institutionen , 1990

Heinz Schütz
München – wie es »tanzt« und »leuchtet«

ZUR DEBATTE ÜBER DIE ZUKUNFT DES HAUSES DER KUNST, DES LENBACHHAUSES UND DER NEUEN SAMMLUNG

Als sich vor einigen Jahren eine Münchener Kabarettveranstaltung den Satz “München leuchtete” aus Thomas Manns “Gladius Dei” als Titel borgte, dabei jedoch auf das Imperfektsuffix verzichtete, entbrannnte ein Streit um das “e”: Läßt sich der Satz auf Münchens Gegenwart übertragen? Aber auch: Ist der Satz in Manns Münchener Novelle ironisch oder ernst gemeint? Nicht beachtet wurde eine Variante des nämlichen Satzes in Lion Feuchtwangers “Erfolg”, jenem Roman also, der, besser als jede historische Abhandlung, das Münchener Klima der Abwehr der Moderne am Vorabend des heraufziehenden Nationalsozialismus beschreibt. Feuchtwanger leitet sein Schlußkapitel ein mit: “München tanzte.”

Ohne Zweifel läßt sich heute das “e” in beiden Sätzen streichen: Sosehr das Lebensbejahende des bayerischen “savoir vivre” zu begrüßen ist, vermag es – versehen mit dem entsprechenden Schuß Münchener Chique, der im Kroetzschen “Kir-Royal-Sozialismus” kulminiert -, Kunst zum willkommenen Anlaß für Bier- und Champagnerfeste zu degenerieren: München tanzt. Was Manns “München leuchtete” anbelangt und seine sich anschließende Beschreibung der “festlichen Plätze und weißen Säulentempelchen”, über denen “sich strahlend ein Himmel von blauer Seide” spannt, so trifft die Passage auch heute zu. Nur, was Thomas Mann als Schilderung eines Junitages sehen möchte, gilt inzwischen für den Februar: die Vergiftung der Mitwelt ließ den Winter zum Frühsommer werden.

Hier nun kommt das “e” wieder ins Spiel. Es bestimmt auch die Folie, vor der die jüngsten kunstpolitischen Ereignisse zu betrachten sind. Denn durchaus in Einklang mit dem…


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