Dirk Schwarze
Müll der Geschichte?
»Aufstieg und Fall der Moderne«
Kunstsammlungen Weimar, Schloßmuseum 9.5. – 1.8.1999
Mehrzweckhalle, Weimar, 9.5. – 8.11.1999
Was ist eigentlich mit der DDR-Kunst? Gehört sie zum Müll der Geschichte, der in den Depots der Museen entsorgt ist und der wie die Nazi-Kunst höchstens nur noch als kulturpolitisches Dokument vorzeigbar ist? Oder muß man nicht zumindest die in den letzten 20 Jahren produzierte DDR-Kunst sorgfältig untersuchen und differenzieren? Mit unerwarteter Heftigkeit und Entschiedenheit sind anläßlich der Weimarer Ausstellung “Aufstieg und Fall der Moderne” diese Fragen vorwurfsvoll gestellt worden. Die erste Antwort, die gegeben werden konnte, erhärtete nur das Dilemma: In den zehn Jahren seit der Wende ist dieses Thema in der breiteren Kunstöffentlichkeit nie ernsthaft erörtert worden. Und trotz der mit Drohungen gewürzten heftigen Diskussionen über den dritten, von Achim Preiß verantworteten Teil der großen Weimarer Kulturstadtjahr-Schau kam auch jetzt spontan keine inhaltliche Debatte in Gang.
Die kontroversen Äußerungen drehten sich zumindest in der Anfangsphase nur um die Frage, ob Achim Preiß eine ordentliche Ausstellung abgeliefert habe oder ob er diffamierend und denunziatorisch mit der gesamten in der DDR entstandenen Kunst umgegangen sei. Dabei greift diese Frage zu kurz. Preiß hat zwar mit großer Raffinesse die Werke der von der SED geduldeten Künstler gleichgeschaltet, indem er die Bilder zwei- und dreireihig, stilistisch unterschiedslos und bunt gemischt, dicht an dicht in einem Panoramarund gehängt (und damit Werner Tübke und seinem Bauernkriegspanorama noch einen Seitenhieb versetzt), doch mit dieser Entindividualisierung der Bilder knüpfte Preiß lediglich an eine Kunstpolitik an, die im Osten Deutschlands…