Aussenseiter, Artbrutisten, Autodidakten und Amateure, Volkskünstler, Visionäre, Vergessene und Verrückte: 25 Porträts
Mr. Imagination
* 1948, CHICAGO, ILLINOIS LEBT IN CHICAGO, ILLINOIS
Mr. Imagination ist ein großer Bewahrer, ein Künstler, der alles, was der Mensch mißachtet, für wertlos hält und wegwirft, aufliest und in Sicherheit bringt, um etwas Neues daraus zu machen. Er bewerkstelligt seine stofflichen Metamorphosen mit dem, was er von seinen Beutezügen durch die Müllhaufen der modernen amerikanischen Wegwerfgesellschaft mitbringt. Diese Erneuerung und wiedergewonnene Daseinsberechtigung, wie auch seine Rolle als Werkzeug in diesem Prozeß, verschaffen dem Künstler besondere Befriedigung. Seit 1978 beschäftigt er sich mit diesen Dingen; damals nahm er, nachdem er von mehreren schweren Schußverletzungen genesen war, seinen neuen Namen an und begann, als autodidaktischer Straßenkünstler zu arbeiten. Bald wurde man auf seine (mit dem Nagel bearbeiteten) Sandsteinplastiken – Darstellungen von Menschen, Tieren und Zeichen – in Chicago aufmerksam, wo schon immer großes Interesse an Außenseiterkunst bestanden hatte und wo er 1983 seine ersten Galerieausstellungen hatte.
In seiner Ausstellung in der Carl Hammer Gallery in Chicago (26. Januar bis 20. Februar 1990) zeigte Mr. Imagination zwei kürzlich entstandene Werkzyklen, bei denen ein kühner Wechsel zu neuen Materialien zu verzeichnen ist. Im ersten benutzt er bereits existierende Gegenstände – einen Spiegel, große Holzblöcke oder Bretter – und bedeckt sie vollständig oder nahezu vollständig mit Hunderten von gebrauchten Flaschendeckeln, wodurch sie eine strahlend leuchtende Aura erhalten. Manchmal, wie bei “King & Queen Pedestal Faces” oder “Self Portrait”, beide 1989 entstanden, bemalt Mr. Imagination diese Flächen mit starren und weihevollen Gesichtern, wodurch die Flaschendeckel…