Möslang/Guhl
Das Schweizer Duo Norbert Möslang (geb. 1952 in St. Gallen) und Andy Guhl (geb. 1952 in Gossau) arbeiten seit 18 Jahren zusammen. Spielten sie in den 70er Jahren noch freien Jazz auf konventionellen Instrumenten und Klangkörpern, so experimentierten sie auf der Suche nach neuen Klängen mit einem immensen Instrumentarium weggeworfener Alltagselektronik, dem High-Tech-Strandgut einer von Massenkommunikationsmitteln überschwem- mten Konsumgesellschaft. Möslang/Guhl entfalten heute eine konsequente, von Kühnheit und Kompromißlosigkeit strotzende Polyphonie des Geräusches. Ihre eigenwillige Art Noise gedeiht weniger im Bereich der Musik, wo die beiden ohnehin alle Grenzen sprengen und praktisch nicht einzuordnen sind, sondern – auf einem konsequent beschrittenen Weg zur Ästhetisierung der Tonkunst – im Umfeld der bildenden Kunst. Und hier hat sie es als Kunst mit Klängen erst noch am schwersten – die meisten anderen Kunstformen stoßen, selbst als avantgardistische, viel leichter auf Zuspruch. Ralph Hug reflektiert in seinem Aufsatz das Schaffen von Möslang/Guhl am Beispiel eines St. Galler Konzerts aus dem Jahre 1987.
*
An dieser Stelle interessiert besonders das “Konzert für 1 Draht, 2 Spieler und Tonabnehmer”, das am 30. Januar 1987 in der Grabenhalle in St. Gallen stattfand. Schon im Titel wird auf die Primitivität der verwendeten Instrumente verwiesen – nichts weiter als eine Saite mit Tonabnehmern. In der Tat gab es an jenem Konzertabend zunächst wenig zu sehen. Erst beim zweiten Blick fiel auf, daß quer durch die Halle von Wand zu Wand auf einer Länge von über 20 Metern ein dünner Klaviersaitendraht aus Federstahl mittels zweier auf Kopfhöhe angebrachter Haltevorrichtungen mit Spannschrauben gespannt war….