Friedemann Malsch
Moritzplatz
Bonner Kunstverein 24.8.-21.9.1985
Kunstraum Hamburg 27.9. -20.10.1985
Kunstverein Pforzheim 27.10.-17.11.1985
Die Woge der Neuen Malerei ist in der Vergangenheit mit einer Vehemenz über uns hereingebrochen, daß ein gelassen prüfender Blick auf sie kaum möglich war. Das Publikum teilte sich in zwei extreme Lager, die Enthusiasten auf der einen, die Warner mit dem erhobenen Zeigefinger auf der anderen Seite. Auseinandersetzung fand zumeist in emotionell aufgeladener Atmosphäre statt, wobei den Warnern kein wirklich substantieller Widerstand gelang: der Markt und die Öffentlichkeit stürzten sich wie »Verhungernde« auf die Malerei.
Vermittler standen im publizistischen Bereich nicht nach. Die Liste der Titel zum neuen Zeitgeist wird täglich länger, die Bücher werden immer dicker. Kunsthistorische Legitimationsbestrebungen wurden mit nur minimaler Verzögerung nachgeschoben, deren erstes Werk inzwischen zum »Klassiker« geworden ist: »Hunger nach Bildern« als Epistelexegese für die Gläubigen.
Der enorme Schub dieser Woge hat natürlich zu Legendenbildung in der Öffentlichkeit, zu Konkurrenz, Neid und Verdrängung bei den Künstlern und ihren Protagonisten geführt. Dieser Trend wird um so stärker, als inzwischen die Marktpreise zu bröckeln beginnen, in manchen Fällen sich gar aufzulösen scheinen.
Um so verdienstvoller ist unter diesen Vorzeichen die Arbeit von St. Schmidt-Wulffen, der mit der Ausstellung »Moritzplatz« die Anfänge des Berliner Zweigs der Neuen Malerei zu rekonstruieren versucht hat. Wie schwer eine einigermaßen seriöse Aufarbeitung dieses Kapitels sein mußte, deutet sich darin an, daß zwar alle Künstler zur Ausstellung ihr Einverständnis gaben, es aber unmöglich war, ein Gruppenfoto zustande zu bringen, weil sich einige ehemalige Mitglieder im wörtlichen Sinne nicht »sehen« können.
Die Ausstellung »Moritzplatz«…