REINHARD ERMEN
Morimura
Self Portraits. An Inner Dialogue with Frida Kahlo
Hara Museum of Contemporary Art, Tokio, 20.7. – 30.9.2001
1937 baute der Architekt Jin Watanabe für die Familie Hara in Tokios Stadtteil Gotenyama ein hochmodernes Wohnhaus, in einer aparten Mischung aus Bauhaus und Art Deco. 1945 enteignet, war es einige Jahre amerikanisches Offizierscasino (wohlbekannt als “Hara House”), dann Residenz des Außenministeriums und anschließend Botschaft der Philipinen und Sri Lankas. 1975 sollte es eigentlich abgerissen werden; ein Zufall (die ungewöhnlich gewichtige Konstruktion, die dem ersten Abbruchsversuch standhielt) und der Entschluss von Toshio Hara, dort ein unabhängiges, d.h. privates Museum für zeitgenössische Kunst zu begründen, bewahrte das architektonische Denkmal nicht nur vor der Zerstörung. Seit der Eröffnung 1979 hat es mehrere Restaurierungen und behutsame Umbauphasen erlebt. Mittlerweile hat die Trägergesellschaft, die “Foundation Arc-en-Ciel”, mehr als 100 Kilometer nördlich von Tokio zu Füßen des Haruna das 1988 “Hara Museum ARC” in einem Neubau von Isozaki Arata eröffnet. Yasumasa Morimuras “Inner Monologue with Frida Kahlo” findet indessen im Tokioter Stammhaus statt, wo schon 1994 sein “Rembrandt Room” gezeigt wurde.
Morimura (*1951, Japan) ist ein Extremist der Selbstfindung. Transportband seines drängenden Egos ist die (westliche = vornehmlich europäische) Kunstgeschichte. Exemplarisch vorgelebt hat er das 1990 mit seiner Serie “Daughters of Art History”; der Künstler macht sich einige Damenporträts von Rembrandt und Velazquez zu eigen. Morimura deutet die Gemälde zu Selbstporträts um, indem er sich in den rekonstruierten Kostümen und Ambientes ablichten lässt. Die Selbstdarstellung, gelegentlich mit Zynismus durchtränkt wie 1991 in “Playing with Gods”, ist eine genussvoll…