JÜRGEN KISTERS
Monika von Wedel
Moltkerei–Werkstatt, Köln, 24.10. – 2.11.2002
Das Konzept ist ebenso klar wie einfach: Menschen treffen an einem Kunstwerk zusammen und bringen es gemeinsam zum Klingen. Jeder greift einen oder zwei der bereit liegenden, mit Kordel umwickelten Holzklöppel und tut, was er kann. Die einen schlagen zögernd und unbeholfen auf die Saiten, die sich von der Wand über den Corpus einer großen Skulptur hinweg erstrecken. Die anderen entwickeln behutsam und mit musikalischem Geschick ihren Klang. Die einen erweisen sich als geniale Dilettanten, die anderen sind möglicherweise Musiker. Für alle gilt, dass sie die klingende Skulptur erst entdecken müssen, denn schließlich gibt es sie nur ein einziges Mal und nur in diesem Raum. Alles ist möglich, und die individuellen Finessen bei der Erspürung der Töne münden unweigerlich in einen Zusammen-Klang, wenn man nicht bewusst das Alleinsein sucht. Die Skulptur als gemeinsames Klanggebilde verbindet die verschiedenen individuellen Spielarten, indem sie diese überhaupt erst möglich macht.
In der Tat ist das plastische Ereignis der Skulpturen Monika von Wedels, von denen hier die Rede ist, erst komplett, wenn man sie zum Klingen bringt: im Inneren des eigenen Kopfes und mit den Händen, so dass sie laut oder leise im Raum tönen. Wenn die Augen die Ohren zum Klingen bringen, und die Ohren die Augen beflügeln, ist die Kunst für sie auf dem richtigen Weg. Vor vielen Jahren hat sie diesen Weg eingeschlagen, als sie begann, Objekte zu bauen, bei denen die Form ebenso wichtig ist wie die Möglichkeit, sie zum Tönen bringen zu können….