Monika Drożyńska
Sticken als Konzept und Befreiungstechnik
von Martin Seidel
Monika Drożyńska selbst bezeichnet sich als Stickerin, bildende Künstlerin, Kunstdoktorin und Aktivistin. Der Stickerei ist sie so nahe wie der Konzeptkunst, und als stickende Konzept- beziehungsweise konzeptuelle Stickkünstlerin ist sie kritische Bürgerin, Feministin und Mensch, der sich mit Kunst ästhetisch, politisch und gesellschaftlich einbringt, wo es nur geht: in Museen und Galerien ebenso wie im öffentlichen Raum. In der – zunehmend unter politischen Druck geratenden – Kunstlandschaft Polens ist sie eine feste Größe, die zahlreiche Auszeichnungen erhielt, darunter ein Stipendium des Ministeriums für Kultur und nationales Erbe. Beim Blick auf die Liste ihrer Ausstellungen fällt das gigantische Gefälle zwischen Polen und insbesondere dem westlichen Ausland auf. Zwar ventiliert Drożyńska ihre Arbeiten für Jede und Jeden allzeit abrufbar über soziale Medien und ist dank Förderung des British Council in London oder eines Vorstoßes aus Österreich, wo sie kürzlich an der Katholischen Privat-Universität Linz eine bemerkenswerte Einzelausstellung hatte, auch außerhalb ihres Geburts- und Heimatlandes kein unbeschriebenes Blatt. Die künstlerische Gescheitheit, die subversive Energie und der Witz ihrer durchaus bewusst und gerne aneckenden Werke verdienen aber auch hierzulande größere Beachtung und Anerkennung.
Durchmischte Bildwelten
Monika Drożyńska, die 2004 ein Grafik-Studium an der Akademie der Schönen Künste in Krakau abschloss, arbeitet auch mit Videos, Animationen und Drucken. Dominant und ihr Markenzeichen aber sind die seit 2008 entstehenden Stickereien auf Wimpeln, Fahnen, Tischdecken, Servietten und anderem. Zeichen und Zeichenkombinationen, Buchstaben und Worte, Codes und Slogans beseelen Bildwelten, die von Sprache, Identität, Erinnerung und Widerstand, von Migration, politischen, sozialen und…