Annelie Pohlen
Monika Baer
»Die Große Spritztour«
Museum Abteiberg, Mönchengladbach, 6.3. – 12.6.2016
Kestnergesellschaft, Hannover, 4.9. – 13.11.2016
Die Einladung hat es in sich. Die anmutig wie eine Arabeske im weißen Grund schwebende Frau unter dem Bistrotisch wirbelt manch launigen Gedankenblitz durch das um kühle Contenance bemühte Hirn. Unter diesen nicht zuletzt solche von gezielt ziellosen Trips – mit Sprit abhängigen Vehikeln. Im Foyer des Museums Abteiberg ahnt man, dass die „Große Spritztour“ ganz so harmlos nicht geplant ist. Da prangt ein ebenso sanft wie kitschig leuchtendes Großformat, an dessen unterem Rand sich Flaschen tummeln. Die sind aus der Nahsicht schnell als Behälter der Substanzen identifiziert, die für Spritztouren – groß oder klein – nicht zu empfehlen sind.
Unstreitig, dass der noch aus den leeren Flaschen über die Bildfläche wabernde Geist der Droge auf eine lange Kulturgeschichte berauschter Inspirationen verweist. Unstreitig auch, dass Toulouse-Lautrecs ungenierter Blick auf die zwielichtigen Milieus der im alkoholischen und sexuellen ‘Sprit’ schwelgenden Gesellschaft immer noch als Massentourismusbeschleuniger funktioniert. Und dass Monika Baer derartige Reflexe, selbst wenn sie es mit aller Macht versuchte, nicht ausblenden kann. Sie sind in ihrer Unvermeidlichkeit genau genommen so hilfreich wie jede noch so subjektive Spritztour durch die komplexen Milieus der in die Gegenwart schwappenden kulturellen Vergangenheit.
Der Festakt zur großen Spritztour geht im großen Wechselausstellungsraum über die Bühne. Der ist seine pathetischen skulpturalen Aura wegen nicht eben vorteilhaft für die eher sensiblen Protagonisten der Malerei. Umso faszinierender, wie es Monika Baer gerade hier gelingt, ihr vehementes Ringen um die Malerei als einen irritierend unprätentiösen…