Angelika Stepken
Monica Klingler
»Die Berliner Tänze«
Ausstellungshalle der Akademie der Künste, 30.8.1991
Nach einem einjährigen Aufenthalt als Gast des Berliner Künstlerprogramms des DAAD präsentierte Monica Klingler in der Akademie der Künste ihre “Berliner Tänze”. Drei Stücke hatte die Schweizerin 1990 neu entwickelt. Der präzisierende Untertitel auf der Einladungskarte “Tanzperformance” weist bereits auf die Schwierigkeit, das, was sie macht und zeigt, eindeutig zu benennen. Sie tanzt nicht, indem sie Raum ergreift, ihn durchschreitet oder Interaktion betreibt, sowie sie als Performerin eigentlich nichts inszeniert, weder eine Improvisation noch den Vollzug einer Handlungsanweisung.
Was zu sehen ist (“Visible”, ihr überarbeitetes erstes Stück von 1983, war den Berliner Tänzen vorangestellt), kommt eher noch der Vorstellung von einer lebenden Skulptur nahe, die sich selbst modelliert, gleichzeitig Gestalt gibt und annimmt. Die Ansichten dieses Modell-Körpers sind frontal konzipiert. Das Publikum sieht – eigentlich nicht Monica Klingler, sondern – ein “work in progress”. Der Ort, an dem es erscheint, ist von einem Lichtkegel abgezirkelt, dessen Radius etwa einer Körperlänge entspricht. Der Raum ringsum ist dunkel. Im jeweils ersten Bild eines jeden “Bewegungsliedes” (so nennt Monica Klingler ihre Stücke am liebsten) stellt sich eine elementare Haltung oder Bewegung vor: das Kauern, das Hocken, das Springen, das Wälzen… Aus der Bewegung dieses Bildes entfalten sich bruchlose Sequenzen von Metamor- phosen, die in ihrem Reichtum an detaillierten Variationen und in ihrer Schönheit eine ungeheure Dichte vielfältigster Vorstellungen und Erfahrungen, Erinnerungen, Prägungen und Sehnsüchte offenbaren. Was als Schönheit dabei erfahren wird, ist vermutlich die nicht auseinanderzudividierende Einheit von Form und Material, von Körper…