Ronald Berg
Mona Hatoum
Käthe-Kollwitz-Preis 2010
Akademie der Künste, Berlin, 31.7. – 5.9.2010
Eine der 17, meist neueren Arbeiten von Mona Hatoums Ausstellung in der Akademie der Künste besteht aus Stadtplänen. Die drei Karten liegen auf aufgebockten Tischplatten. Es handelt sich um Pläne der Städte Beirut, Bagdad und Kabul. Die bedruckte Oberfläche ist bei allen Karten hier und da mit konzentrischen Einschnitten versehen, die die Oberfläche an diesen Stellen wie einen Krater vertiefen oder wie einen Hügel aufwölben. Natürlich denkt jeder sofort an Bombentrichter oder Explosionspilze. Ob Hatoum hier tatsächlich die Einschläge fallender Bomben oder die Tatorte von Selbstmordattentaten kartographisch erfasst spielt keine Rolle. Die Symbolik der perforierten Stellen funktioniert ziemlich eindeutig, da wir als mitteleuropäische Nachrichtenkonsumenten von Kabul, Bagdad oder Beirut kaum mehr erfahren als die Meldungen von Terroranschlägen, Krieg und Bombenexplosionen.
Die schlicht als „3-D Cities“ (2008 – 2010) betitelte Arbeit ist in mehrfacher Hinsicht typisch für Mona Hatoum. Die Karten leben von der Spannung von Nähe und Ferne, Heimat und Fremde, Vertrautem und Fremdem. Die biografische Komponente sorgt im Falle von Mona Hatoum allerdings dafür, daß die jeweiligen Pole durchaus nicht eindeutig besetzt sind, sondern oszillieren. Hatoum wurde 1952 als Tochter einer palästinensischen Mutter in Beirut geboren, hatte aber nie die libanesische Staatsangehörigkeit, sondern immer einen britischen Paß. 1975, während eines Aufenthaltes in Großbritannien, war ihr durch den Ausbruch des Bürgerkriegs eine Rückkehr in den Libanon verwehrt. Hatoum blieb in London und studierte dort Kunst. Seit ihrem Aufenthalt während eines DAAD-Stipendium 2003 in Berlin lebt sie abwechselnd in der deutschen…