Michael Nungesser
Momente des Lichts
163 JAHRE FOTOGRAFIE
KONZEPTKÜNSTLER ARBEITEN MIT FOTOGRAFIE
HOMMAGE AN NIÉPCE
KÜNSTLERHAUS BETHANIEN, BERLIN, 15.12.1989 – 1.1.1990
Neunzehnhundertneunundachtzig stand weltweit im Zeichen der Fotografie, deren angeblich einhundertfünfzigjährige Geschichte man feierte. Orientierungsmarke war die Anmeldung des Patents am 19. August 1839 durch Louis Jacques Mandé Daguerre, der damit zum Erfinder der Fotografie stilisiert wird. Andere Miterfinder traten in seinen Schatten. Hier setzt die Idee zur Ausstellung “Momente des Lichts, 163 Jahre Fotografie” ein, die vom 15.12.89 bis zum 1.1.90 im Künstlerhaus Bethanien zu sehen war. Konzeption, Organisation und Finanzierung wurden von dem Schriftsteller und Kritiker Walter Aue geleistet, der seit Jahren, vor allem in Berlin, eng mit Konzeptkünstlern zusammenarbeitet. Auf den Spuren des neben William Henry Fox Talbot, Anfang 1989 in der Berliner Nationalgalerie mit einer Einzelausstellung gewürdigten, zweiten wichtigen Fotopioniers, Joseph Nicéphore Niépce, reiste Aue nach St. Loup de Varennes in Frankreich, wo Niépce aus dem Fenster seines Arbeitszimmers mit einer Camera obscura in achtstündiger Belichtung die älteste nach der Natur gefertigte Fotografie gemacht hat.
Aue wohnte im Landhaus “Maison du gras”, wo Niépces Arbeitszimmer war, besuchte dessen Grabstätte und durchstreifte die umliegenden Straßen und Gehöfte, immer auf der Suche nach Fundstücken: verbrauchten, weggeworfenen, verwitterten, fragmentierten Alltagsgegenständen und Naturresten, objets trouvés und Souvenirs einer ungewöhnlichen Entdeckungsreise in die Vergangenheit. Die mitgebrachten Gegenstände – Postkarten, Geldscheine, Zeitungen, Gläser, Flaschen, Steine, Äste, Schachteln, Bruchstücke sepulkraler Devotionalien und mehr – sollten 35 Künstlerinnen und Künstlern, von Dieter Appelt bis Gudrun Wassermann, ästhetisches Stimulans für fotografische Arbeiten abgeben. Sie wurden weder von den Künstlern selbst ausgesucht…