Sigrid Feeser
Mojé Assefjah
»was einem bleibt«
Kunstverein Friedberg/Hessen, 29.10. – 19.11.2000
Galerie Heinz Herzer, München, 2.12.2000 – 27.1.2001
Die Einladungskarte zu Mojé Assefjahs Ausstellung im Kunstverein Friedberg, bunt, unscharf und verwackelt, hatte die Qualität eines dilettantisch verunglückten Schnappschusses, sah sehr nach einem fotografischen Betriebsunfall aus. Oder wie ein spöttischer Hinweis auf die Malaisen von Erinnerungen, die selbst in der äußersten Unschärfe Bleiberechte für sich beanspruchen? “was einem bleibt” fokussierte freilich die Ergebnisse eines gerade beendeten, einjährigen Studienaufenthaltes in Rom/Sabina, den die Malerin (1970 in Teheran geboren, an der Münchner Akademie ausgebildet, zuletzt Meisterschülerin bei Jerry Zeniuk) wie einen befreienden, mächtigen Schubs nach vorne empfunden haben muss. Im Zentrum stand eine 290 auf 860 Zentimeter große, in Eitempera ausgeführte Wandmalerei von beträchtlicher szenographischer Wirkung, die selbst durch die bescheidenen Ausmaße des Ausstellungsraumes (die es nicht erlaubten, die Arbeit in einem Blick zu erfassen) nicht gestört werden konnten. Das inzwischen wieder überstrichene Bild versprach also keinen schnellen Lohn, wollte sukzessive erobert werden. Immer wieder sucht das Auge des Betrachters den Weg vom Ausschnitt zum Ganzen, schneidet sich Parzellen aus dem malerischen Kontinuum, wechselt von flächigen zu räumlichen Lesarten, lässt sich einfangen ins changierende Ineinander von Vorne und Hinten, taucht dabei unversehens ein in einen Sog der Eindrücke, aus denen es kein Entrinnen gibt. Bewegungsintensität, farbige Transparenz, Körperlichkeit und Mehrdeutigkeit der reich in sich illuminierten, im großzügig durchrhythmisierten Verband die Fläche in Beschlag nehmenden, keineswegs zimperlichen Farbformen erzeugen ein Wahrnehmungsklima, in das Erinnerungen an Kolorit und Kompositionsschemata der italienischen Freskomalerei des 14. und 15. Jahrhunderts,…