Thomas W. Kuhn
Moï Wer: Ci-contre Moshé Vorobeichic und anonym:
»Ein Ghetto im Osten – Wilna«
Sprengel Museum, Hannover, 2.7. – 8.10.2006
Wenige andere Künstler dürften mit einer derart verwirrenden Vielzahl von Namen in Erscheinung getreten sein, wie der 1904 im damals noch russischen Lebedovo bei Wilna geborene Fotograf, dem das Sprengel Museum eine Doppelausstellung widmet. Für den Entwurf seines Buches Ci-contre wählte er den Namen Moï Wer, der Kurzform seines litauisch-russischen Namens Moïse Werebeischyk. Doch mit seiner ersten Publikation Ein Ghetto im Osten – Wilna, das 1931 im Schweizer Orell Füssli Verlag erschien, trat er als M. Vorobeichic – mit der polnischen Schreibweise seines Namens in Erscheinung. Noch im selben Jahr erschien das Buch Paris, das seinen Ruf als einen der Hauptvertreter experimenteller künstlerischer Fotografie um 1930 begründen sollte. Diesmal hieß er Moï Ver. Später wanderte er ins damalige Palästina aus, nannte sich Moshé Raviv, woraus letzten Endes der von seiner Frau und den Nachkommen verwendete Familienname Raviv-Vorobeichic entstand. Diese Namensvielfalt, die hier nur grob angedeutet wurde, reflektiert die kulturellen Umbrüche seiner Heimat ebenso, wie die unterschiedlichen Stationen seines Lebensweges. In Hinblick auf den – aus bisheriger kunsthistorischer Sicht – Höhepunkt seines Schaffens im Jahr 1931, sind die Hauptorte dieses Weges Wilna, wo er ab 1924 Malerei studierte, Dessau, wo er 1927/28 das Bauhaus besuchte und Paris, wo sich ein Studium der Fotografie anschloss.
Ci-contre (frz. nebenstehend) ist als Ausstellung die zweite Station nach der Pinakothek der Moderne in München, wo sie vom 25.11.04 bis zum 27.02.05 zu sehen war. In München…