Friedemann Malsch
Modus Vivendi
Ulay & Marina Abramovic
Van Abbe Museum Eindhoven 14.9.-13.10.1985
Kölnischer Kunstverein 20.10.-17.11.1985
Das Foto auf dem Katalogeinband zeigt die Skelette zweier Kinder: siamesische Zwillinge, die an den Brustbeinen zusammengewachsen sind. »Modus Vivendi – Lebensweise«, dieser Titel verkörpert begrifflich, was uns dies Künstlerpaar seit zehn Jahren vorführt. Die bewußte Bearbeitung der Relationen zwischen zwei Menschen und der Welt, d.h. uns anderen. Seit dem Beginn ihrer Zusammenarbeit und ihres gemeinsamen Lebens 1976 zunächst die physische und psychische Belastbarkeit des einzelnen in Beziehung zum anderen; sie stellten sich in ziemlich formalistischen Performances auf die Probe, die z. T. bis zu 17 Stunden dauerten. In ihnen wurden beide in ihrer Geduld und Leidensfähigkeit im Bezug auf unterstützende Partnerschaft außerordentlich gefordert: formalisierte Selbstversuche mit z.T. unübersehbaren therapeutischen Akzenten.
»Modus Vivendi« zeigte dagegen fotografische Arbeiten und drei Video-Installationen aus den achtziger Jahren, also aus der Phase nach den Performances des »Relation Work«. In dieser partiellen Retrospektive wird ein anderer Aspekt ihrer Arbeit deutlich, der sowohl auf eine Veränderung ihres persönlichen Verhältnisses zueinander als auch auf inhaltliche Veränderungen ihrer künstlerischen Arbeit hinweisen. Diese beiden Komponenten sind bei Marina Abramovic/Ulay nicht voneinander zu trennen, wie man denn auch nur sehr selten den Anteil seines oder ihres Beitrages zu einer Realisation ausmachen kann.
Sowohl in den Perfomances wie auch in den Fotoarbeiten und Video-Installationen der achtziger Jahre ist die ästhetische Durchbildung der Werke souverän. Die Fotos bestechen durch Perfektion in der technischen Ausführung, in ihrer pointiert polarisierten Farbigkeit sowie durch eine z.T. monumentale Präsentationsweise. Die Video-Installationen zeichnen sich ebenso…