Christian Huther
Moderne afrikanische Kunst
Portikus, Frankfurt, 20.7. – 18.8.1991
Museum für Völkerkunde, Frankfurt, 26.4.1991 – 19.4.1992
Stadtmuseum München, Frühjahr 1992
Kunst aus fernen Ländern rückt seit einiger Zeit wieder einmal verstärkt ins Zentrum des Interesses. Diese Wendung von der West- zur Weltkunst muß nicht nur daran liegen, daß die europäisch-amerikanische Avantgarde nichts Neues mehr zu bieten hat oder ratlos ist. Unsere Welt ist dank umfassender Technik denkbar klein geworden; Einflüsse machen sich allerorten bemerkbar. Viele internationale Ausstellungen dokumentierten darum in den letzten Jahren unser sich langsam wandelndes Sehverständnis, das aber noch immer von minimalem Wissen geleitet wird. In Frankfurt kreuzten sich jetzt zwei Ausstellungen afrikanischer Kunst: Das Völkerkundemuseum hat eine noch bis Ostern nächsten Jahres laufende Ausstellung moderner afrikanischer Kunst eingerichtet, der Portikus dagegen stellt den Maler Chéri Samba aus Zaire vor, der auch mit zwei Bildern im Völkerkundemuseum vertreten ist.
Chéri Samba, Jahrgang 1956, noch immer in seiner Heimat Zaire lebend und arbeitend, ist heute schon ein gefragter Star im Kunstbetrieb. Seine Werke finden sich denn auch in vielen westlichen Sammlungen. Im Frankfurter Portikus (und später im Münchner Stadtmuseum) wird sein Schaffen von 1979 bis heute in 19 Öl- und Acrylgemälden dokumentiert. Samba kommt aus der Reklame- und Schildermalerei und pflegt so eine stark farbige, plakative oder auch naive Malerei. Er erzählt vom Alltag in Afrika, was meist auf den Konflikt zwischen der traditionellen afrikanischen Lebensweise und der westlichen Zivilisation zielt. Die Bilder kreisen um Prostitution, Aids und Politik; aber Samba, der früher ein ausschweifendes Liebesleben führte (der Katalog gibt darüber Auskunft),…