Modern ist’s, wenn man es trotzdem macht
von Bazon Brock
In erster Linie wurde bisher Design als Entwurf der äußeren Form und des Images von Produkten der industriellen Massenproduktion verstanden unter ausdrücklicher Rücksicht auf das technisch funktionelle Innenleben der Produkte, auf die Fertigungs-/Vertriebs-/Nutzungsformen, sowie der sich daraus ergebenden Materialien. Früher selten, inzwischen häufiger gibt der Designer einen Entwurf vor, für den dann andere den Weg ins Wirtschaftsleben, in die Produktkarriere zu bahnen haben.
In jedem Fall: Der Designer war nur ein Glied in der Kette vom Entwurf bis zum Verbraucher. Er blieb ebenso weitgehend anonym wie alle anderen Beteiligten (wie zum Beispiel der Patenthalter, der Produzent, der Vertriebsorganisator etc.). Nur in einer Industrie war das anders: in der Filmindustrie. Dort wurden in endlosen Vor- und Nachspannen fast alle Beteiligten genannt, die tatsächlich am Zustandekommen des Produktes beteiligt waren. Natürlich nicht alle. Zum Beispiel nicht die Filmvorführer, die Filmtheaterbesitzer, die Kopievertreiber nicht, vor allem nicht die Zuschauer. Die Nennung von Dutzenden von Namen hatte zur Folge, daß man auf keinen mehr recht Wert legte bis auf einen, den des Regisseurs oder des Autors oder eines Schauspielers. Wurden Namen genannt, weil der Film sich als künstlerisches Schaffensfeld verstand? Der wichtigste Grund für die Nennung von Namen, auch der Designer, ist darin zu suchen, daß die Designhistoriker nun eben einmal Namen nennen mußten, sonst hätte man ihre Geschichte für langweilig gehalten. Designgeschichte oder vielmehr die Geschichte der industriellen Produktion ohne Namen ist offenbar genauso unattraktiv wie die Kunstgeschichte ohne Namen, da sie sonst ja reine Problemgeschichten…