Stefan Römer
Mode et Art 1960 – 1990
Palais des Beaux-Arts, Brüssel, 29.9.1995 – 7.1.1996
Zunächst hat man den Eindruck, als handle es sich bei dieser Ausstellung um ein unvermitteltes Aufeinandertreffen von bekannten Designern und Künstlern. Dabei fällt die Unbelebtheit der auf Puppen drapierten Haute Couture auf. Mode muß getragen werden, um voll zur Geltung zu kommen, während Kunst auf ihre Präsentation an der Wand hin konzipiert ist. Vielleicht ist dieser Nachteil der Mode im Rahmen dieser Ausstellung verantwortlich dafür, daß es verboten ist, die Ausstellung zu fotografieren. Von einer unvorteilhaften Veröffentlichung könnte eine ganze Kollektion Schaden nehmen. An diesem Umstand wird einerseits klar, wie systematisch die Werbung für Mode durchgehalten wird, damit sie erfolgreich ist – erst zu dem wird, was sie anziehenswert macht: die Verkörperung eines idealen Klischees -, und andererseits, wieviel Kapitalinteresse tendenziell hinter der Haute Couture steht.
Die von der Kuratorin MichÈle Lachowsky gestellten Fragen, was die Bedeutung der Mode als kulturelles System ist, worin das Symbolische von Kleidung liegt und welche Relationen zwischen Mode und Plastik bestehen, werden in der Präsentation leider nicht systematisiert; die Highlights der Kollektionen reihen sich nur aneinander. Vielleicht richtet sich die Ausstellung nur an die Lust, erlesenen Stoffen nahe zu kommen. Dies gelingt in Issey Miyakes und auch Yohji Yamamotos Rauminstallationen, in denen die Stoffe ihre Materialität in fast poetische Gewebe verräumlichen. Dagegen zeigt Christos »Wedding Dress« (1967) und die Beispiele von Warhol, Keith Sonnier oder Claes Oldenburg, daß die einfache Übertragung künstlerischer Motive auf Stoff oder der Einsatz desselben nicht dem Anspruch…