Mobile Plattformen für das Umsetzen von Obsessionen
»Do It«, »Vital Use«, »Art & Brain«, »Take Me (I’m Yours)«
Marius Babias sprach mit Hans-Ulrich Obrist über seine neuen Projekte
Museumsmigrant, Publikumsliebling, Kunstkonfirmand: der Schweizer Obrist, 27, nomadisiert zwischen Paris, London, New York und Berlin, spricht fünf Sprachen, schläft zwei Stunden und trinkt 30 Espressi am Tag. Seine Ausstellungen begeistern das Publikum und spalten die Kritiker.
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M. B.: Karriere aus dem Bilderbuch: vom Tellerwäscher in der Küchenausstellung “World Soup” zum derzeit begehrtesten Kunst-Impressario. Du organisierst mehrere Ausstellungen gleichzeitig und hetzt von Termin zu Termin. Ist Kunst diese Schinderei wert?
H.-U. O.: Die Notwendigkeit generiert sich von Ausstellung zu Ausstellung neu. Das dialektische Verhältnis zwischen den Ausstellungen nimmt eher zu. Die Frage nach der Notwendigkeit einer neuen Ausstellung stellt sich dann, wenn man dem Zwang widersteht, Räume füllen zu müssen. An nicht-institutionellen Orten ist das automatisch der Fall, denn diese Orte – wie das Museum für Stadtentwässerung in Zürich – müssen zunächst einmal überzeugt werden. Meine Ausstellungsreihe “Migrateurs” im Musée d’Art Moderne in Paris ist ein anderes Beispiel dafür, daß auch für Gegenwartskunst vorgesehene Räume jedesmal neu erobert werden müssen. Dabei geht es immer auch darum, von Projekt zu Projekt, die existierenden Spielregeln zu verschieben.
Du könntest jederzeit Museumsdirektor werden. Statt eine ruhige Kugel zu schieben, organisierst du Ausstellungen am Fließband. Die Gefahr des Inzestuösen ist da sehr groß.
Aus Dialogen mit Künstlern und Künstlerinnen ist mir die Notwendigkeit klargeworden, Situationen für Recherche-Projekte zu ermöglichen. Ich glaube, daß der Begriff der Recherche im Kunst-Kontext der letzten Jahre…