Christian Huther
Möbel statt Fassadenskizzen
Wilfried Wang, der neue Direktor des Frankfurter Architekturmuseums
Wilfried Wang kennt keine Berührungsängste – es sei den in Sachen Kamera. Er mag keine Aufnahmen (darum muß dieser Gesprächsbericht auch ohne Porträt auskommen); wichtig ist ihm die Arbeit. Der 37jährige Architekt, in Hamburg als Sohn chinesischer Eltern geboren, hat lange genug in England und Amerika gelebt, um die Vor- und Nachteile des von Sponsoren und Mäzenen am Leben erhaltenen Kulturbetriebs zu kennen. Nun trat er Mitte Mai für fünf Jahre die Stelle als neuer Direktor des Deutschen Architekturmuseums (DAM) in Frankfurt am Main an, in der Stadt also, die in den 80er Jahren nach den Kultur-Sternen griff, um bald darauf reumütig den eisernen Sparbesen schwingen zu müssen.
Die Erfahrung sagt Wang, daß die Kommunen und Länder die gekürzten Kulturetats nicht erhöhen werden, wenn es ihnen wieder besser geht. Er beobachtet eine “drastische Verschiebung im deutschen Kulturverständnis, haben wir uns doch von einem Jahr aufs andere an eine neue Situation zu gewöhnen”. So bleibt nur der Versuch, von anderen Ländern zu lernen, zumal wir von amerikanischen Verhältnissen mit Museumsräumen, die nach den Spendern benannt sind, weit entfernt scheinen. Probleme mit Sponsoring sieht Wang vor allem in der Akzeptanz des Publikums und weniger in der Gefahr von Abhängigkeiten für das Museum. Von der Sponsorenkritik, die er für ungesunden Neid hält, möchte er weg. Tatsächlich wird sind Wang zuerst als Krisenmanager betätigen müssen – nicht nur, weil das Geld für Ausstellungen und für die konsequente Bearbeitung des Archivs mit etwa 115.000 Blättern…